: „Hello Trüpel!“
■ Findorffer Protestaktion gegen Schließung von Kinder- und Jugendbibliotheken
„Hello Trüpel! Die Bücherei ist gut, bloß wenn sie nicht ofen hat ist sie doof. Bücher sind so schön, doch wenn ich mir keine holen kann dann werde ich dumm“. Diesen und hundert weitere Protestbriefe von Kindern aus Findorff bekam Kultursenatorin Helga Trüpel am Dienstag in der Grundschule Admiralsstraße überreicht. Dort tagte der Bildungs- und Kulturausschuß des Findorffer Beirats, um mit der Senatorin über die möglicherweise bevorstehende Schließung der Findorffer Kinder- und Jugendbibliothek zu beraten. Ca 50 Kinder und Eltern aus dem „Initiativkreis gegen die Schließung der Kinder- und Jugendbibliothek“ begrüßten die Senatorin vor der nicht-öffentlichen Sitzung mit einer Protestaktion.
Seit Wochen hatte sich ein breiter Elternwiderstand gegen die bekanntgewordenen Sparpläne im Bereich der öffentlichen Stadtbibliotheken formiert, nicht nur in Findorff. Neun kleine Stadtteilbibliotheken in Bremen sind von der Schließung bedroht und sollen zentralisiert werden. Die bürgernahe Lesestoffversorgung in den Stadtteilen würde damit zusammenbrechen, Kinder könnten nicht mehr ohne Elternbegleitung Bücher ausleihen und zurückbringen.
Die Findorffer Kinder speziell, deren Bibliothek seit den Sommerferien wegen Personalmangel geschlossen ist, müssen schon jetzt nach Walle gefahren werden. „In Walle ist die Bücherei uns völlig einerlei“, sangen sie mit ihren Eltern und überreichten der Senatorin einen dicken Karton mit Büchern, die in Findorff ausgeliehen waren und nun in Walle abgegeben werden sollen. Helga Trüpel lächelte müde und konnte nur auf die anstehende Senatssitzung am nächsten Dienstag verweisen: dann nämlich soll ein Senatsbeschluß über die Zukunft der Kinder- und Jugendbibliotheken gefaßt werden. „Ich hoffe“, sagte sie den empörten Eltern, „daß wir abgeordnete Lehrer vom Bildungsressort bekommen. Das ist die einzige Möglichkeit, die Schließung der kleinen Bibliotheken zu verhindern.“
In der Tat: Aus einem internen Papier der Senatskommission für das Personalwesen (SKP), dem Personalentwicklungsprogramm (PEP) geht hervor, daß für das Kulturressort ein 5-Jahres- Sparprogramm geplant ist. Um 25 einzusparende Stellen geht es in diesem Jahr. Weitere 41 Stellen müssen bis 1996 wegrationalisiert werden.
Selbst also, wenn es jetzt zu einer Einigung mit Bildungssenator Hennig Scherf kommt und der Senat beschließen sollte, daß die Bibliotheken von abgeordneten LehrerInnen weitergeführt werden, wäre das Problem nur höchst vorläufig gelöst.
Cornelia Kurth
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