: Unangenehme Nebengerüche
■ betr.: "Stolpe als Informant des SED-ZKs", taz vom 24.9.92
betr.: „Stolpe als Informant des SED-ZKs“, taz vom 24.9.92
Ihre „Aufklärungen“ zum „Fall“ Stolpe in der letzten Zeit werden immer ärgerlicher und nerven uns wegen der zunehmenden Undifferenziertheit mehr und mehr. Den „Schlagt-ihn-tot-Journalismus“ sollten Sie denen überlassen, die es „besser“ können [...]. Aus differenzierteren Darstellungen wissen wir, daß diese Haltung naiv ist oder in nicht zu übersehendem Maße eigensüchtige Publicity sucht. Geiger, Gauck, Freya Klier, Bischof Dyba, Eppelmann. Apropos Eppelmann: Wieso hinterfragen Sie nicht im Interview die unterschwellige Verleumdung, wenn er Stolpe mit Schnur in einen Topf wirft? Schnur hatte eine Verpflichtungserklärung bei der Stasi unterschrieben, Stolpe nicht. Da hört doch der Spaß auf. [...]
Als Kirchenmann hat Stolpe eine wohl teilweise mindestens fragwürdige Politik der evangelischen Kirche gegenüber der DDR und ihren Organen vertreten. Er wurde aber von der Kirche bezahlt, als ihr vielleicht cleverster Fachmann. Er hat die Kontakte zu Staat und Stasi hergestellt und dazu benutzt, Kirchenpolitik zu realisieren. Es war aber nicht die Stasi, die ihn bezahlt hat, die ihm Auftragsarbeit wegen einer Verpflichtungserklärung auferlegen konnte.
Erst an dieser Stelle würde der „schmutzige“ Spitzel anfangen, der für Durchschnittsleser der meisten Blätter nicht deutlich genug vom theoretischen „IM“-Begriff der Stasi und von Gauck unterschieden wird. Dann aber schwingt nur zu oft die schäbige und anmaßende Verleumdung mit, wenn die obengenannten Personen sich weißmalen, indem sie Stolpe zu beschmutzen versuchen. [...]
Unser erster Vorschlag: Das Thema Stolpe gehört unter „Was fehlt...“. Unser alternativer Vorschlag: Hinterfragen Sie doch einmal die wohlfeilen Positionen der obengenannten Personen, soweit ernst zu nehmen, kritisch! Das wird leider nur bei Dyba, in anderen Zusammenhängen, gemacht. Die Äußerungen von Klier, Eppelmann, Geiger, Gauck verströmen unangenehme Nebengerüche, die dem aufmerksamen Zeitgenossen nicht entgehen können. Hinrich Fischer, Lehrer, 48,
Dr.Ingrid Fischer, Ärztin, 48
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