: US-Panzer als strahlende Deponie
■ Bei der Panzerung des US-Tanks M1A1 wurde abgereichertes Uran verwendet/ Strahlenschäden befürchtet
Mainz (taz) – Seit 1988 wird bei der Panzerung des „Ami-Leopards“ abgereichertes Uran238 verwendet, das mit Spuren des waffenfähigen Uran235 in einer Größenordnung von 0,2 bis 3 Prozent verunreinigt ist. Nachdem die rheinland-pfälzischen Grünen dem auf die Spur gekommen waren, bestätigte nun das Headquarter der US-Army in Europa diese Information.
Der friedenspolitische Sprecher der Landtagsfraktion der rheinland-pfälzischen Grünen, Michael Henke, forderte gestern in Mainz denn auch: „Wir verlangen den sofortigen Abzug aller US-amerikanischen Panzer, die mit abgereichertem Uran gepanzert sind, denn diese Dinger sind strahlende Sondermülldeponien.“ Gleichzeitig warnte Henke die Beschäftigten der MIP-Panzerinstandsetzungswerke vor Schweiß- und Schneidarbeiten am sogenannten US-Tank M1A1. Uran238 sei sowohl chemotoxisch als auch radiotoxisch gefährlich, sagte Henke: „In höheren Dosen kann es beim Menschen zu Schwermetallvergiftungen kommen, in niedrigeren Dosen verursacht es, wie Blei, Nieren- oder Lungenschäden.“
Bereits seit Mitte der 70er Jahre werde „ausschließlich von den US- Amerikanern“ uranhaltige Munition hergestellt, die von Panzern und Flugzeugen verschossen wird. In Rheinland-Pfalz sind nach Angaben der US-Army insgesamt 109 dieser Panzer stationiert – in Kaiserslautern, Baumholder und Miesau. Wo sich die Depots mit der uranhaltigen Munition befinden, so die Grünen, sei nicht bekannt. Bei der MIP in Mainz werden US- Panzer aus ganz Europa repariert. Bislang seien in Saudi-Arabien und in Deutschland vier dieser Panzer in Brand geraten und hätten so die Umwelt mit schwach radioaktivem Material verseucht.
Als Indiz dafür, daß selbst der US-Army die M1A1-Tanks nicht geheuer sind, werteten die Grünen die Tatsache, daß im Golfkrieg zerschossene strahlende Panzer nicht in der Wüste stehengelassen, sondern in den Staaten in unterirdischen Sondermülldeponien „entsorgt“ wurden. Die wartungsbedürftigen Tanks aus dem Golfkrieg wurden dagegen bei den MIP- Werken in Mainz wieder in einen gefechtstauglichen Zustand versetzt.
Hintergrund der Verwendung von abgereichertem Uran beim Panzer- und Geschoßbau ist eine physikalische Eigenschaft dieses Abfallproduktes aus der Atomwaffen- und Brennelementeherstellung: Uran238 ist härter als die härteste Stahllegierung. Im M1A1 und in der panzerbrechenden Uran-Munition wird der US-amerikanische Atomschrott nach Auffassung der Militärs „sinnvoll“ wiederverwendet. Klaus-Peter Klingelschmitt
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