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Kontinuität der Justiz

Gegen das Vergessen: Veranstaltungsreihe zum Prozeß gegen  ■ Bögelein

„NS-Justiz und ihre Kontinuität bis heute“ heißt eine Veranstaltung der Prozeßgruppe Gerhard Bögelein. Sie ist Auftakt zu einer längeren Veranstaltungsreihe; heute abend um 19 Uhr geht es im Curiohaus um den Prozeß gegen Gerhard Bögelein und Karl Kielhorn.

Der heute 69jährige Bögelein war im Mai dieses Jahres in Hamburg zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht befand Bögelein für schuldig, 1947 in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager bei Wilnius den Wehrmachtsrichter Erich Kallmerten erschlagen zu haben. Kallmerten wird für mindestens 176 Todesurteile, die er gegen Deutsche, Letten, Esten, Litauer und Russen verhängt hatte, verantwortlich gemacht.

Der Prozeß gegen Bögelein und Kielhorn basierte zum Teil auf Ermittlungsakten, die 1952 von einem Kurt Steckel recherchiert und zusammengetragen wurden. Steckel soll nach Angaben von Bögeleins Anwälten bereits als Ankläger bei einem NS-Sondergericht in Königsberg tätig gewesen sein. Unter den von Steckel damals benannten Zeugen sollen sich auch 25 von sowjetischen Gerichten rechtskräftig verurteilte Kriegsverbrecher befunden haben. Der gegen Bögelein und Kielhorn angestrengte Prozeß platzte jedoch 1952, weil die Angeklagten in die DDR geflohen waren und von dort jedes Auslieferungsbegehren der Bundesrepublik abgelehnt wurde.

Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze und der Vereinigung wurden Bögelein und Kielhorn verhaftet und in Hamburg vor Gericht gestellt. Ankläger in diesem neuerlichen Verfahren war Staatsanwalt Duhn, der Schüler bei Kurt Steckel gewesen sein soll. Der Prozeß endete für den 72jährigen Kielhorn mit Freispruch, Bögelein erhielt lebenslänglich und wurde in die Haft-

1anstalt auf dem ehemaligen KZ-Gelände Neuengamme eingeliefert.

Vor diesem Hintergrund organisierte die Prozeßgruppe Bögelein eine Veranstaltungsreihe, die heute abend beginnt. Der Journalist Günther Schwarberg wird sich insbesondere mit dem Lebenslauf Bögeleins befassen. Am 8. Dezember (19 Uhr, Fiete-Schulz-Zentrum, Zeughausmarkt 32) wird Ludwig Baumann zum Thema „Deserteure im 2. Weltkrieg — Geschichte und Gegenwart“ referieren. Baumann war als Deserteur selbst zum Tode verurteilt worden, überlebte jedoch den Krieg. Norbert Müller

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