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Frank will keinen Sand fressen

Berlin. Jens wird wohl Pech haben. Er hat seinen Fragebogen für die Nacherfassung an das Kreiswehrersatzamt geschickt. Nun steht der 23jährige, der im Sommer seine Ausbildung abschloß und im Oktober mit dem Studium begann, mit wehmütigem Gesichtsausdruck vor der hellerleuchteten Glaskiste, auf der ein kleiner grauer Reißwolf fleißig vor sich hinschnurrt. 64 junge Berliner Männer des Jahrgangs 1969 haben sich in einer Reihe angestellt, um den Reißwolf mit ihren Erfassungsbögen zu füttern.

Etwa 200 Menschen versammelten sich am Montag abend am Kurfürstendamm auf dem Joachimstaler Platz, um gegen die Nacherfassung des Jahrgangs 1969 zu protestieren. Die „Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär“ organisierte die erste öffentliche „Zerschnipselung“ von Erfassungsbögen, weil die Bundeswehr nach der Vereinigung für Berlin willkürlich entschieden habe, bis zum Jahrgang 1968 „alle bluten“ zu lassen.

Anfang Oktober bekamen etwa zehntausend junge Berliner Männer Post vom Landeseinwohneramt. Lutz hat „überhaupt keinen Bock auf den Bund“. Darum wandert der Bogen von Lutz in den Reißwolf.

Frank hält die Nacherfassung für „ziemlich unverantwortlich“, da viele Jugendliche einfach aus dem Beruf oder dem Studium gerissen werden. Frank, der „lieber Geld verdienen als Sand essen“ will, steht nicht allein. Im letzten Monat haben sich fast 300 Wehrpflichtige in der Badischen Straße 29 beraten lassen. Unter der Nummer 8621331 gibt es dort Tips, wie man Erfassung und Musterung hinauszögern kann. Martin Lange

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