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Seit die Schweine nicht mehr dürfen

■ ...sind Speiseabfälle größtes Müllproblem der Hotelerie / 15.000 Tonnen Müll pro Jahr / Öko-Label geplant

Frische Handtücher nur noch auf Gästewunsch — das ist übliche Praxis bei Bremer Hoteliers. Auch Stoptasten an Klospülungen und Durchlaufbegrenzer in Wasserhähnen sind kein Diskussionsthema mehr. Vor Baumaßnahmen wie dem Einbau einer Regenwassernutzanlage schrecken die Bremer Hoteliers jedoch noch zurück. So die Ist- Analyse von 16 Bremer Hotels, die die Bremer Umwelt Beratung e.V. mit Unterstützung der Umweltbehörde gestern der Presse vorstellte.

Untersuchungsleiterin Barbara Koch bescheinigt den befragten Hotelbetrieben eine „zunehmende Sensibilität“ für Umweltbelange, aber auch große Unsicherheit, Informationsdefizite und Vorurteile speziell bei der Müllvermeidung. Beispiel Portionsverpackungen fürs Frühstück: Zucker, Käse und Wurst werden schon offen angeboten, Honig und Butter aber meist in der Einzelverpackung. Begründung der Hoteliers: Speziell für Honig seien keine guten Dosierspender auf dem Markt, außerdem kämen Großverpackungen teurer. Bei einem Versuch des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes mit Musterbetrieben hat sich allerdings herausgestellt, daß die Betriebe bei der Umstellung auf Großpackungen sogar Geld sparen: Die Gäste essen nur unwesentlich mehr Marmelade, wenn sie im Schälchen angeboten wird.

Gar nicht mit sich reden lassen die Hotels bislang beim Thema Badeaccessoires: Seife, Duschgel und Haarshampoo werden immer noch in aufwendigen Einzelverpackungen angeboten. „Das sind eben auch Werbeträger“, sagt Rolf Wenner, Umweltbeauftrager beim Deutschen Hotel-und Gaststättenverband. Außerdem, so seine Erfahrung, animierten hoteleigene Großspender Gäste zum Auffüllen der eigenen Shampooflaschen. Sowieso gebe es noch keine Spender, die nicht dauernd verstopften.

Alles Kleinkram, mag man denken, doch die Bremer Hotels (56 im Ganzjahresbetrieb) produzieren von den jährlich 260.000 Tonnen Bremer Müll immerhin 15.000 Tonnen. Den Hauptanteil am Hotelmüll macht dabei der sogenannte Naßmüll aus: die Speiseabfälle. Bis 1980 bekamen die Schweine aus Bremen und umzu diese Reste zu fressen. Aus hygienischen Gründen ist der Einsatz von Naßmüll als Tierfutter oder zur Kompostierung seit 1980 verboten — es sei denn, der Müll wird sortiert und abgekocht. Seitdem landet der Naßmüll im allgemeinen Hausmüll. Eine Bremer Firma, die die Speiseabfälle ab

holen und erhitzen würde, wartet noch auf Genehmigung.

Bei der Bestandsaufnahme soll es nicht bleiben. Die Bremer Umwelt Beratung e.V. sucht fünf Hotelbetriebe, die sie kostenlos bei der Umstellung zu einer ökologischen Bewirtschaftung beraten will. Später soll diese Dienstleistung zu marktüblichen Konditionen angeboten werden. Ein „Öko-Label“ ist das Fernziel. Gäste könnten sich

Karikatur

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dann im Hotelverzeichnis nach ökologischen Gesichtspunkten auswählen.

Zunächst jedoch will die Bremer Umwelt Beratung einen Leitfaden für Hoteliers verfassen, der Antwort gibt auf Fragen wie diese: Was bringt eine Regenwassernutzanlage ökologisch und ökonomisch, welche Handwerker bauen sie ein und wie wird derart praktiziertes Umweltbewußtsein gefördert?

„Wir sind damit aber nicht die ersten“, stellt Sylvia Schön, Geschäftsführerin der Bremer Umwelt Beratung, richtig. Vorreiter waren Bayern und Baden-Württemberg. Dort will man rund 200 Hotels zu ökologischen Musterbetrieben umbauen und ihnen ein Öko-Label verleihen. Von diesen Erfahrungen will Bremen profitieren. Vielleicht ist bis dahin der tropffreie Honigspender erfunden. C.H.

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