: Straßenblockaden nun auch in Barmbek?
■ Verkehrsinitiative fordert konfliktfreie Ampelschaltung / Gutachter: Weniger Verkehr ist angeblich nicht drin
/ Gutachter: Weniger Verkehr ist angeblich nicht drin
Eine zweite Stresemannstraße in Hamburg? „Wenn der Senat nur durch Straßenblockaden zu einer vernünftigen Verkehrspolitik zu bewegen ist, werden wir auch in Barmbek die Straßen dichtmachen.“ Eine Drohung der Verkehrsinitiative „Barmbek beruhigen“, die ihr Sprecher Christoph von Stritzky gestern auf einer GAL-Pressekonferenz an die Adresse der Baubehörde richtete.
Vor sechs Wochen wurde an der Kreuzung Bramfelder Straße/Habichtstraße ein neunjähriger Junge von einem Lkw getötet. Seitdem finden an dieser Kreuzung täglich um 17 Uhr Mahnwachen statt. Forderung der Blockierer: eine konfliktfreie Ampelschaltung mit einer Rundum-Grünphase für Fußgänger.
Bei den Behörden stößt dieser Vorschlag offenbar trotz des eindeutigen Votums des Ortsausschusses, der ebenfalls eine Beruhigung der Kreuzung verlangt, auf taube Ohren. „Seit sechs Wochen wird in der Bau- und in der Innenbehörde gemauert“, kritisiert von Stritzky. Zu einer Veranstaltung der Initiative vor zwei Wochen erschien statt des eingeladenen Bausenators Eugen Wagner ein Planungsbeamter seiner Behörde. Jörg Feyer, der sich daraufhin um ein Gespräch mit Wagner bemühte, bekam von einem Mitarbeiter die lapidare Mitteilung: „Nicht auszuschließen, daß der Senator keinen Gesprächsbedarf sieht.“ Von Stritzky ist über diese Haltung erbost. Wer statt einer konfliktfreien Ampel eine Konflikt-Schaltung wünsche, um den fließenden Verkehr nicht zu behindern, müsse dies auch deutlich sagen. „Dann tragen diese Politiker auch die persönliche Verantwortung für die Verletzten und Toten.“
Tatsächlich scheint die Verkehrspolitik für Barmbek darauf abzuzielen, den Stadtteil noch mehr zu belasten. In einem Gutachten, das vom Senat in Auftrag gegeben und im vergangenen August vorgelegt wurde, werden unter anderem auch „leistungsfähigkeitssteigernde Maßnahmen“ am Ring 2 (Habichtstraße) untersucht. Darin heißt es unter anderem: „Eine bedauerliche Tatsache, daß keine Maßnahmen denkbar sind, mit denen sich die verkehrsbedingten Emissionen am Ring 2 auf ein für Wohnnutzung vertretbares Maß reduzieren lassen.“ Weitere Mehrbelastungen, so weiter, würden nicht zu entscheidenden Verschlechterungen führen.
Als „vergleichende Größe für die erreichbare Leistungsfähigkeitssteigerung“ betrachten die Gutachter „die Anzahl der theoretisch abfließenden Fahrzeuge“. Dabei rechnen sie mit Sekunden, „und die Oma interessiert nicht“, kommentiert der GAL-Abgeordnete Martin Schmidt. Seine Fraktion will einen Antrag zur Rundum-Grünschaltung für die Kreuzung in die Bürgerschaft einbringen. Norbert Müller
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