: Brunsbüttel: Entwarnung ohne neue Erkenntnisse
■ Reaktorsicherheitskommission will die Bevölkerung beruhigen, weiß aber auch nichts Neues über die Risse im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brunsbüttel
Berlin (taz) – Die von Bundesumweltminister Töpfer eingesetzte Reaktorsicherheitskommission (RSK) hat angesichts der Risse im Rohrsystem des Atomkraftwerks Brunsbüttel Entwarnung gegeben. Der Atommeiler Brunsbüttel sei trotz der Risse in seinem Rohrleitungssystem ungefährlich. Allerdings verfügte die Kommission auf ihrer Sitzung am Mittwoch über keine neuen Erkenntnisse. Das sagte zumindest der Sprecher des schleswig-holsteinischen Energieministeriums, Ralf Stegner, gestern der taz. Vertreter der Landesregierung Schleswig-Holsteins waren bei dem Expertentreffen zugegen.
In der zweiseitigern Interims- stellungnahme der RSK heißt es , die „untersuchten Anrisse weisen auf herstellungsbedingte Fehler hin“. Im Atomkraftwerk Brunsbüttel waren 1979 neue Rohre aus einem Spezialstahl Austenit installiert worden. Bei Untersuchungen in diesem Winter waren rund 130 Risse in den angeblich reißfesten Rohren festgestellt worden. Seither tobt ein Streit zwischen der Genehmigungsbehörde in Kiel und dm Reaktorbetreiber.
Während das Kieler Energieministerium den Verdacht hat, daß der Stahl beim Betrieb des AKW gerissen ist, also nicht zuverlässig wäre, behauptet der Betreiber die Risse müßten schon beim Schweißen der Rohre 1979 entstanden sein.
Die RSK stellte bei ihrem Treffen fest, an anderen deutschen Atommeilern habe es keine vergleichbaren Befunde gegeben. Man halte die eingesetzten Stähle und Schweißzusatzwerkstoffe daher weiterhin für geeignet, in Atomkraftwerken eingesetzt zu werden. Fehlerhafte Schweißverbindungen könnten schließlich repariert werden.
Entwarnung kann schließlich aus Sicht der Regierungsexperten auch gegeben werden, weil für den Fall eines kompletten Abrisses der angerissenen Leitungen in dem Atomkraftwerk der Unfall immer noch technisch beherrschbar sei. „Die Sicherheit der in Deutschland betriebenen Leichtwasserreaktoren ist nicht in Frage gestellt“.
Ganz wohl war den versammelten Regierungsexperten bei ihre Entwarnung dann aber doch nicht. Die Kommission hält „es für zweckmäßig, das bei allen deutschen Atomkraftwerken laufende qualifizierte Prüfprogramm zu intensivieren“.
Hermann-Josef Tenhagen
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