: "Wir gelten alle dasselbe"
■ Hertha-Feiner-Asmus-Stieg erinnert an verfolgte Hamburger Lehrerin
erinnert an verfolgte Hamburger Lehrerin
Hertha Feiner-Asmus war eine engagierte Lehrerin. Sie wirkte Anfang der 30er Jahre an der Volksschule Meerweinstraße in der Jarrestadt. Doch fortschrittliche Erziehungsansätze beendeten die Nazis 1933 mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, mit dem sie „Nicht-Arier“, politische Gegner und die, die sich dem Massendrill widersetzten, aus dem öffentlichen Dienst entfernten. Ohne Unterstützung stand die Jüdin Hertha Feiner-Asmus vor dem Nichts. Zehn Jahre später nahm sie sich während der Deportation nach Auschwitz das Leben.
Nun soll die neue Stichstraße gegenüber des Jean-Paul-Weges den Namen Hertha-Feiner-Asmus- Stieg bekommen.
Hertha Feiner wird am 8. Mai 1896 in Hamburg als Tochter von Josef Feiner, Rektor der Anton- Ree-Schule, geboren. Ihre Kindheit ist sehr glücklich. 25jährig heiratet sie den Nichtjuden Johannes Asmus. 1925 wird Tochter Inge, 1927 Tochter Marion geboren. „Meine Mutter sprach ständig von Koedukation, was damals nicht üblich war, aber in der Meerweinschule realisiert wurde“, erinnert Inge.
Nach der Entlassung folgt 1933 die Scheidung. Sie wird „Hilfslehrerin“ an der jüdischen Schule in der Johnsallee. 1935 zieht Hertha Feiner-Asmus mit den Töchtern nach Berlin, wo sie als Lehrerin an der jüdischen Schule Grunewald am Roseneck arbeitet. Am 31. Januar 1939 bringt der Vater die Kinder in ein Schweizer Internat. Ein letztes Mal sehen sie die Mutter, die ihnen oft schreibt, im Sommer 1939.
Besonders Inge, die später Ärztin wurde, hat eine innige Vebindung zu ihrer Mutter: „Meine Erinnerung an meine Mutter ist sehr gegenwärtig. Fast jeden Tag, wenn ich Eltern berate, spreche ich mit ihren Worten.“ In einem Brief vom 29. Januar 1939 schreibt die Mutter an ihre Töchter: „Genießt nur alles in vollen Zügen, vor allem — die herrliche Natur, die viel wichtiger und besser ist, als alles von Menschenhand Geschaffene. Und in der Natur gelten wir alle dasselbe, ob arm oder reich, ob Jude, ob Christ und da braucht sich keiner des anderen zu schämen“. Am 10. März 1943 wird sie in Berlin verhaftet und in einem Viehwaggon nach Auschwitz transportiert. Auf der Fahrt setzt sie ihrem Leben mit einer Zyankali-Kapsel ein Ende.
„Wir wollen in Zeiten wiedererwachenden Rechtsradikalismus allen vor Augen halten, wohin solche Tendenzen schon einmal geführt haben“, so der Bezirksabgeordnete Jan Quast. Mit einem Straßennamen allein ist die Erinnerung nicht getan. Die SPD-Jarrestadt lädt daher heute um 14 Uhr ins Kampnagel-Casino, Jarrestraße 20-22 ein. Heinz Gärtner von der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten, Bezirksamtsleiter Jochen von Maydell, Jan Quast und die zwei ehemaligen Schülerinnen der Gesamtschule Meerweinstraße Jana Zimmermann und Shila Behmaram werden über Hertha Feiner- Asmus informieren. Vasanta Iyer
Heute, Kampnagel-Casino, 14 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen