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StandbildUngelegte Eier

■ "Frontal"

„Frontal“, Di., 21 Uhr, ZDF

Bei der Suche nach einem eigenen Profil für das neue Politmagazin erklärte man beim ZDF die Not zur Tugend und erinnerte sich: Hatten nicht Generationen von JournalistInnen leidlich erfolgreich dafür gekämpft, daß der öffentlich-rechtliche Auftrag, „ausgewogen“ zu sein, sich allenfalls auf das gesamte Programm, nicht aber jede Sendung beziehen kann? Na prima, dann müssen wir diese Errungenschaft ja nur völlig ignorieren, um eine Sendung zu bekommen, die sich von der Konkurrenz eindeutig absetzt, und verkaufen das Ergebnis als das, was die Zuschauer schon immer wollten. (Zufällig ist es auch das, was die Politiker schon immer wollten.)

Das neue „Aushängeschild“ wurde also mit den Moderatoren Ulrich Kienzle (links) und Bodo H. Hauser (rechts) ausbalanciert und mit dem modisch-unfallträchtigen Namen „Frontal“ versehen. Und da man bei all der Wiegerei wohl befürchtete, beim Zuschauer an Gewicht zu verlieren, setzte man auf drastische Bilder: In Großaufnahme wurde minutenlang porentief gezeigt, wie aus geschlachteten Legehennen die letzten, noch unreifen Eier herausgepreßt werden. „Noch einmal“, droht der Sprecher, und, tatsächlich, der Zuschauer erhält wieder detaillierte Einblicke in den toten Tierkörper. Angewidert bleibt von dem Beitrag höchstens hängen, daß da irgendwelche Bösen irgend was Ekliges mit unserem Essen machen und wir wegen der EG nichts dagegen tun können.

Von wegen des Gleichgewichts sagte Kienzle einen Beitrag an, der die Invasion in Somalia mit den dortigen Ölvorkommen verbindet und die USA (und die Rechten) geärgert haben dürfte. Und Hauser leitete eine Geschichte über Pfeiffers Rolle im Barschel-Skandal ein, der Engholm (und die Linken) geärgert haben dürfte. Spannend, was? Wem schon das vorhersagbare Rechts-Links- Schema in der Politik zum Hals raushängt, wird sich von dessen Zementierung im Journalismus mit Grausen abwenden.

Bemerkenswert ist immerhin der Versuch, kurze Moderatoren-Geplänkel einzuschieben. „Hauser“, sagt Kienzle, „das ist doch ein Trick ihrer Regierung.“ „Kienzle“, sagt Hauser, „wie ist das denn mit Engholm?“ Oder so ähnlich. Und wenn die beiden noch lernen, wie man auswendig Gelerntes so aufsagt, daß es sich nicht nach auswendig Gelerntem anhört, und daß man das auswendig Gelernte nicht vorher an die Presse gibt, könnte man sich manchmal darüber amüsieren. Nur: Gute Beiträge ersetzt das nicht. Stefan Niggemeier

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