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"Die Hörer sind nicht blöd"

■ Erstes Hör-Festival freier Radiomacher im Haus 3 / 60 Beiträge aus vier Ländern

freier Radiomacher

im Haus 3 / 60 Beträge aus vier Ländern

Viel Kritik hatten gestern Hamburgs Freie Radiomacher an der kommerziellen Konkurrenz: „Die unterstellen doch mit ihrem ständigen Berieselungsprogramm, daß die Hörer blöd sind“, sagt Artemis Ioannidou, Musikredakteurin bei Radio Loretta. Und Kollegin Frauke Picht vom Radio St.Paula meint: „Die Sender hier sind alles andere als informativ“. Nach dem ersten Hör-Festival Freier Radios am vergangenen Wochenende ist sich die Szene einig: Hörfunk braucht andere Inhalte und Formen.

60 Beiträge alternativer Sender aus Deutschland, Österreich, Holland und der Schweiz wurden drei Tage im Haus 3 von den rund 50 freien HörfunklerInnen intensiv gehört. Großes Interesse fanden die experimentellen Beiträge, denn „Freie Radios bringen häufig Beiträge im Stil der 70er Jahre, eben das gute alte Qualitätsprogramm“, beschreibt Marcel Stölzer von Radio Loretta die Programmlandschaft. Radio solle auch durch die Nachrichtenpräsentation zum Nachdenken anregen. Hochgelobtes Beispiel des Festivals: „Was ist eine Information“, ein Beitrag, bei dem erstmal ein langanhaltendes Piepsen über den Äther zu hören ist.

Gleichwohl experimentierfreudig, doch viel konkreter beschreibt Frauke Picht die Programmplanung des St. Paula: „Wir machen Specials zu Frauen-Themen, mit den Hörerinnen zusammen. Eben was sonst nicht zu hören ist, denn in den Medien dominieren die Männer.“

1Einer kleiner Schritt zum anspruchsvollen 24 Stunden-Programm für Hamburg sei mit den neuen festen Sendeplätzen- und zeiten auf dem Offenen Kanal getan,

1doch „wir könnten viel mehr leisten, wenn wir endlich die Infrastruktur hätten“, so Erhard Wohlgemuth vom Loretta. Deutschland sei ein Entwicklungsland in Sachen

1Freier Radios. Um endlich eine Lobby zu haben, wollen die Freien zu Verbandsgründern werden: Ein Bundesverband Freier Radios ist geplant. Katrin Wienefeld

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