■ Kommentar: Wir glauben alles
„Das menschliche Gedächtnis entlastet sich ganz von selbst“, versicherte Stadtwerke-Chef Günther Czichon dem Untersuchungsausschuß. Bohrende Nachfragen, wieso gerade die Querverweise zwischen einer unschuldigen Spende an die Bonner SPD mit der von Finanznöten gequälten Bremer SPD in den Akten fehlen, fanden keine befriedigende Erklärung. In den Akten, die dem Ausschuß freiwillig übergeben worden waren, fehlte zunächst jeder Hinweis auf die 1992er Spende.
Wie schlecht das Gewissen ist, das da verdrängt, zeigt sich auch daran, daß eine schöne Anzahl von SPD-Funktionären das Jahr 1992 über diese Spende geredet hat, als wäre es ihr Geld — und seit einem Jahr schweigen, schweigen, schweigen. Nur einer hatte von der Hin- und Rücküberweisung dieser Spende immer erst später erfahren, der Aufsichtsratsvorsitzende Wedemeier, für dessen „Lieber-Klaus“-Wahlkampf die Bremer SPD sich bei den Bonner Genossen mit 250.000 Mark verschuldet hatte. Und während ein Peter Sakuth im Juni 1992 im Rahmen eines Kassenberichtes der Bremer SPD zu erzählen wußte, daß das Stadtwerke-Geld „von der SPD“ zurückgezahlt werden müsse, erfuhr Aufsichtsratsvorsitzender Wedemeier davon erst zwei Monate später. Und ist seinem Vorstand keineswegs böse darüber. Und wir glauben alles. Alles. Klaus Wolschner
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