: „Siege sind kein Zufall mehr“
■ Ulf E. Jäkel (46), Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, freut sich über den fünften WM-Platz
Es geht voran: Die deutschen Eishockeyspieler „trinken“ nicht mehr und gehen mittlerweile „von selbst ins Bett“, auch ohne vom Erziehungspersonal explizit dazu aufgefordert zu werden. Doch nicht nur dies ist Ulf. E. Jäkel, dem Präsidenten des Deutschen Eishockey- Bundes positiv aufgefallen. Der Kaufbeurer Steuerberater, seit vergangenen Sommer Nachfolger des Esseners Otto Wanner, freut sich über den erreichten Platz fünf und plant jetzt, mit Hilfe von Sportdirektor Franz Reindl und Trainer Ludek Bukac in ein, zwei Jahren auch den letzten Schritt in die Weltspitze noch zu tun.
taz: Die Weltmeisterschaft ist fast gelaufen, die Deutschen sind Fünfter geworden. Sind Sie damit zufrieden?
Ulf E. Jäkel: Wir haben eine bessere Plazierung erreicht als im letzten Jahr (6., die Red.). Positiv ist, daß wir uns stabilisiert haben: Ein Sieg gegen große Eishockey- Nationen wie USA oder Finnland ist kein Zufall mehr.
Aber in entscheidenden Momenten, wie dem Viertelfinalspiel gegen Rußland (1:5), werden eben doch noch Unterschiede deutlich.
Das kann man nicht pauschal sagen. Beim Halbfinalspiel der Russen gegen die Kanadier hat jeder gedacht, daß Kanada klar gewinnt, und dann haben die sieben Tore kassiert. Das, glaube ich, ist schon auch eine Aufwertung für die deutsche Mannschaft.
In drei, vier Jahren will Bundestrainer Ludek Bukac richtig in der Weltspitze mitmischen.
Das ist unser Ziel. Wir haben gemeinsame Ziele abgesteckt und werden gemeinsam diesen Weg gehen. Ich gehe davon aus, daß wir es auch schaffen werden.
Bei diesem Turnier haben sich insbesondere die jüngeren Spieler hervorgetan. Geht da ein Generationswechsel vonstatten?
Von einem Generationswechsel kann man noch nicht sprechen. Aber wir haben wirklich kompetente Abgänge wie Friesen, Kreis, Heidt, Fischer und Draisaitl durch junge Spieler aufgefangen. Und die schlagen sich prächtig. Das ist schon ein Zeichen dafür, daß unser Weg der richtige ist.
Und die jungen Spieler ziehen mit?
Das ist auch positiv. Die Jungen wissen, worauf es ankommt. Wir können jetzt auch so ein Turnier, vierzehn Tage durchstehen, ohne Lagerkoller, ohne irgendwelche Skandale. Die Spieler verhalten sich vom ersten bis zum letzten Tag professionell, trinken keinen Alkohol, rauchen nicht, gehen ordentlich ins Bett, auch ohne daß der Trainer kontrolliert.
Vor der WM haben Sie sich von derselben einen „Sprung ins Jahr 2000“ erhofft. Was ist aus dieser Hoffnung geworden?
Die wurde nicht enttäuscht. Ein ganz großer Schub wäre natürlich das Erreichen des Halbfinales gewesen. Aber ich glaube, daß wir auch so einen guten Schritt nach vorne getan haben. Die Zielsetzung ist leichter geworden mit dem Erfolg. Wir werden aber wohl doch noch ein, zwei Jahre brauchen, um einmal im Halbfinale zu stehen.
Ihr Vorgänger Otto Wanner hat die gesamte Organisation der WM der Agentur S&K übertragen. Sie hätten das Ereignis gerne selbst ausgerichtet. Immerhin ist, auch wenn S&K-Chef Fedor Radmann das nicht zugeben mag, mit einem mutmaßlichen Gewinn zu rechnen.
Was zurückliegt, liegt zurück, und darüber zu reden wäre müßig. Ich kann aber sagen, daß, wenn wieder so eine WM auf uns zukommt, der DEB, solange ich etwas zu sagen habe, das in eigener Regie machen wird. Wir werden uns solcher ausgezeichneter Organisatoren bedienen, keine Frage. Ich möchte aber, daß der DEB dann als Veranstalter auftritt. Da tragen wir zwar das Risiko, aber dieses Risiko möchte ich mir nicht nehmen lassen.
Sie sind der erste DEB-Präsident, der bei den Spielen an der Bande stand. Warum eigentlich?
Ich bin Präsident eines Sportverbandes. Ich sehe meine Aufgabe hauptsächlich bei den Sportlern. Denn die sind es schließlich, die uns tragen, die uns ausmachen. Ich sehe es als zweitrangig an, auf der Ehrentribüne Konversation zu machen. Das überlasse ich Ehrenpräsidenten oder verdienten Funktionären. Interview: Peter Unfried
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen