■ Kommentar: Indizien, kein Beweis
Drei Wochen Stadtwerke-Ausschuß sind vorbei. Daß der Stadtwerke-Chef in feudaler Weise aus der Firma, deren Gewinne dem Staat gehören, nach eigenem Ermessen kulturelle und SPD-nahe Zwecke förderte, ist in den Unterlagen hinreichend dokumentiert. Alles konzentriert sich auf die Frage, ob der Geldsegen der Stadtwerke an der Finanznot der Bremer SPD vorbei nach Bonn fließen sollte.
Während Bremer SPD-Genossen nahezu alles, vom Tierverein bis zu Druckkosten über ein Werk zum Austromarxismus, als kleinen Spendenwunsch an die Stadtwerke herantrugen, erinnert sich niemand an ein Gespräch über den naheliegenden Gedanken, ob das große Stadtwerke-Geld nicht in der Bremer Parteikasse landen könnte. Der Stadtwerke-Chef bediente sich in einer Selbstverständlichkeit des Bremer SPD- Büros für die Abwicklung dieser Spende, als habe er entsprechende Genossen-Fragen auch nicht zu befürchten.
Wie selbstverständlich reden die Stadtwerke heute vom energiepolitischen Sinn dieser Spende nach Bonn, aber 1991 kam niemand auf die Idee, in Bonn jemandem den guten Zweck der großzügigen Spende zu verraten.
Merkwürdigkeiten, fatale Erinnerungslücken und Vertuschungsmanöver sind aber kein Beweis. Klaus Wolschner
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