■ Daumenkino: Ein unmoralisches Angebot
Adrian Lyne hatte ja schon immer ein Näschen für die großen Themen der Zeit: Schweiß und Sex (Flashdance), Gewalt und Sex (Verhängnisvolle Affäre), Lebensmittel und Sex (9 1/2 Wochen) und nun die ultimative Provokation: Geld und Sex. Ein Pärchen erzählt die langweilige Geschichte seiner Ehe. Sie: „Er hat mir beigebracht, wie man die Dinge differenzierter sieht.“ Er: „Sie hat mir beigebracht, meine Schuhe nicht mehr auf den Tisch zu stellen.“ So weit geht alles seinen öden Gang, bis sie sich verschulden – Rezession! das böse Reagan- Bush-Erbe – und ein Milliardär sich entgegenkommenderweise bereit erklärt, das finanzielle Debakel zu beheben. „Würden Sie für eine Million Dollar mit jemandem ins Bett gehen?“ fragt Lyne. Jede vernünftige Frau würde antworten: „Her mit dem Zaster“ und dann Schwamm drüber. Lyne findet die Frage provokativ, aber er findet ja auch Sex nach dem Verzehr von Marmelade provokativ. Seine bemitleidenswert armselige sexuelle Phantasie macht diesen Film jedoch nicht zu einem Ereignis. Wirklich gut ist die gelungen grauenvolle Kombination von Wort und Bild. Da sitzt eine schmallippige Demi Moore, sie sieht haargenau so aus wie diese langweilige Hope in „Unsere besten Jahre“ — und würde der jemand eine Million Dollar für Sex bieten? Nur Lassie wäre noch unwahrscheinlicher, aber auch nur, weil sie tot ist – auf einem Stuhl in ihrem Büro und starrt vor sich hin. Dazu ihre Stimme aus dem Off: „Die nächsten Monate ohne David saß ich nur da und starrte vor mich hin.“ Starr, starr, starr. Das geht den ganzen Film so. Zum Schluß läßt der Milliardär sie gehen, mit den Worten: „Sie wird mich nie so ansehen wie ihn.“ Degoutant. as
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