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■ Radiomarkt BerlinDie Wüste dudelt

Für die öffentlich-rechtlichen Radiosender verdunkelt sich mitten im Sommer der Himmel über Berlin: Die neuesten Zahlen der Medien Analyse (MA) 1993 wurden zu Wochenbeginn veröffentlicht. Danach schaltet nur noch ein Drittel der Hauptstadt-Hörer die Grundversorger ein. Ein weiteres Drittel hört den vom Berliner Baugewerbe initiierten CDU-Funk Hundert,6 (die Olympia-Jubler mit dem Froschsignet). Das letzte Drittel läßt sich von Hit-Stationen (RTL, Radio energy) mit „klassischem Rock“ berieseln. Info- Radio wurde vom Holtzbrinck-Konzern in die Pleite entlassen; eine Multikulti-Welle, wie von Immigranten und Linksalternativen gefordert, ist in weiter Ferne. Doch der Absturz der Öffentlich-Rechtlichen ist keine kapitalistische Naturkatastrophe – es sind nicht allein die Kräfte des Werbemarktes und die Lizenzpolitik der Medienanstalt die ihnen zu schaffen machen (Warum muß eigentlich jede freie Frequenz vergeben werden?).

Der SFB bespielsweise hat seinen früheren Quotenhit SFB 2 in nur vier Jahren durch zwei sehr einschneidende Programmreformen gejagt, so daß das Programm heute ziemlich privat klingt und auch so heißt: Radio B 2. Stichwort: vorauseilender Gehorsam. Statt sich das durch seine Abwicklungs-Story enorm bekannt gewordene DDR-Jugendradio DT 64 zu sichern, stritten sich SFB und ORB um eine Jugendwelle, bis die Kompromiß-Geburt Fritz! herauskam: Ein dauerfrohes Gebräu aus DT 64, Rockradio B und Radio 4 U. Sicherlich gibt es kein Patentrezept dafür, wie der SFB seine Quoten halten kann. Doch jetzt, wo die „Zweidrittelgesellschaft“ im Äther da ist, dürfte endgültig klar sein, daß die Anpassung an den Kommerz keine Lösung ist. Hans-Hermann Kotte

Siehe Bericht auf Seite 36

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