Sanssouci: Vorschlag
■ Das Trio Trabant im Haus am Waldsee
Die Schnellebigkeit zeitgenössischer Musiktrends, die zwanghafte Suche nach Neuem, verhindert meist auch eine konstante und deshalb konstruktive Zusammenarbeit. Lindsay Cooper, britische Fagottistin und Komponistin, widersetzt sich vehement diesem Durchlauferhitzer-Effekt, dieser Ästhetik des schnellen Schnitts. Mit KünstlerInnen wie der Vokalistin Maggie Nicols, der Filmerin und Sängerin Sally Potter, der Pianistin Elvira Plenar, dem Trompeter und Stimmartisten Phil Minton arbeitet sie seit vielen Jahren in verschiedenen Konstellationen. Ihre Kompositionen – subtile, manchmal fast zerbrechliche Suiten, in denen Art-Rock, moderne Klassik und Jazz eine innige Verbindung eingehen – benötigen kein Haltbarkeitsdatum und sind ein erholsamer Kontrast zum bewegungsintensiven Okularterror der Musikvideo-Ära. Daß die Musikerin nicht nur musikalische, sondern auch politische Standpunkte nach außen transportiert, zeigt ihre Vorgeschichte. Als Gründungsmitglied der Feminist Improvising Group schockierte sie bereits 1977 mit anarchistisch-feministischer Respektlosigkeit die abgestandene Jazz- Männerwelt; als Komponistin des Songcircles „Oh Moscow“ vertonte sie 1987 die Entfremdungs-, Ohnmachts- und Verlorenheitsgefühle einzelner Menschen im Kalten Krieg.
Auch in der Improvisierten Musik läßt Lindsay Cooper ihren spröden Charme und ihren hintersinnigen Witz aufs Publikum los. Im Trio Trabant stehen ihr der Frankfurter Saxopohonist Alfred Harth und der ausdruckssstarke Sänger Phil Minton zur Seite, von dem Frau Cooper sagt: „Sobald Phil Minton seinen Mund öffnet, beginnt mein Herz zu klopfen. Er ist ein großartiger Sänger. Er kann schlicht alles singen, auch das Telefonbuch ...“ Anna-Bianca Krause
Heute und morgen um 19 Uhr im Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, Zehlendorf. Am Sonntag auch mit der Vokalistin Dorothea Schürch und dem Kontrabassisten Hans Schneider.
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