■ Das Portrait: Danielle Mitterrand
Für heikle Missionen war Danielle Mitterrand schon öfter gut. Die première dame de la France brüskierte Peking, als sie 1989 den Dalai Lama empfing, sponserte den südafrikanischen ANC, als der noch verboten war, bemängelte die Freilassung von Foltergenerälen in Argentinien und griff selbst eines der Heiligtümer ihres Landes an: die Marseillaise. Die Nationalhymne sei mit Formulierungen wie dem Soldatenblut, das „unsere Ackerfurchen tränkt“, sehr „kriegerisch“, schrieb sie in ihrem 1992 erschienenen Buch. Ihr bislang stärkstes Engagement trug der gelernten Buchbinderin Mitterrand den Beinamen „Mutter der Kurden“ ein. Schon als Saddam Hussein noch ein Liebling des Westens war, kritisierte sie den von ihm befohlenen Völkermord. Vor einem Jahr verlor sie bei einem Bombenattentat beinahe ihr Leben, als sie nach den kurdischen Parlamentswahlen den Nord-Irak besuchte.
Wenige Tage vor Danielle Mitterrands Nord-Irak-Besuch hatte ihr Mann François den Lissaboner Gipfel der EG-Regierungschefs verlassen, um in der belagerten bosnischen Hauptstadt Sarajevo Mitgefühl zu demonstrieren. Jetzt hat sich auch seine 68jährige Gattin in Ex- Jugoslawien eingeschaltet. Am Montag begann sie einen Besuch in Belgrad. Sie wolle sich für die Freilassung des Oppositionellen Vuk Drašković und seiner Gattin Danica einsetzen, die am 2. Juni auf einer Demonstration von der Polizei schwer mißhandelt und verhaftet wurden, hieß es aus ihrer Umgebung. Gestern begab sie sich für eineinhalb Stunden in die Höhle des Löwen und verhandelte direkt mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević.
Für die Freilassung Draškovićs in Belgrad Foto: ap
Über den Inhalt des Gesprächs, vor dem serbische Oppositionelle gewarnt hatten, wurde nichts bekannt. Klar ist nur, daß Frankreich medizinische Behandlung in Paris anbietet und Populist Drašković das Angebot annehmen möchte – vorausgesetzt, er kann zu seinem Prozeß nach Belgrad zurück.
Zur Eröffnung von „Chrysanthemen-Shows“ sei sie nicht zu haben, hatte Mitterrand gleich 1981 beim Amtsantritt ihres Mannes gesagt, den sie während der Résistance kennenlernte. 1986 gründete sie den Menschenrechtsverein „France Liberté“, als dessen Präsidentin sie die halbe Welt – und neuerdings auch Serbien – bereist. Dorothea Hahn
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