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Traumsand vom Ost-Sandmann macht müder

■ Ausstellung im Filmmuseum Potsdam / Das letzte Relikt des DDR-Fernsehens erobert bald auch die Schweiz / West-Sandmännchen wurde auf Eins Plus verbannt

Riesenandrang bei der am Wochenende in Potsdam eröffneten Ausstellung zum Kinderliebling Nummer eins, dem Sandmann. Vor der Kasse des rekonstruierten Filmmuseums in der Breiten Straße stauten sich immer wieder bis zu 100 Sandmann-Fans, zwei Drittel davon Eltern, ein Drittel Kinder. Bereits eine Stunde nach der offiziellen Eröffnung waren 680 Karten verkauft.

Die Potsdamer Ausstellung ist die bisher umfassendste über den inzwischen 34 Jahre alten Abendgruß des einstigen Deutschen Fernsehfunks (DFF) aus Berlin- Adlershof, der nun vom ORB und MDR weiter ausgestrahlt wird, aber auch im NDR und SFB zu sehen ist. Wie die stellvertretende MDR-Fernsehdirektorin Barbara Mohlsen zur Eröffnung sagte, wird das Sandmännchen mit Beginn des MDR-Satellitenbetriebs am 27. August in ganz Deutschland und ab Dezember auch in den Nachbarländern Schweiz und Österreich zu sehen sein.

West-Sandmann wird aus dem Feld geschlagen

ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer zeigte sich gar „optimistisch, daß der Ost-Sandmann den West-Sandmann aus dem Felde schlägt.“ Der West-Kollege ist zwar auf der Potsdamer Ausstellung ebenfalls zu Gast, fristet aber im Fernsehen auf Eins Plus nur noch ein kümmerliches Dasein. Damit dürfte das Ost-Sandmännchen, das nach einem wahren Proteststurm nach einjähriger Unterbrechung wieder ins Programm genommen wurde, neben dem Grünen Pfeil eines der wenigen Relikte aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sein.

Einem Märchen von Hans- Christian Andersen nachempfunden und im Herbst 1959 in Figur, Requisite und Musik in Szene gesetzt, erschien der spitzbärtige Sandmann im selben Jahr erstmals auf den ostdeutschen Fernsehschirmen und streute von nun antäglich kurz vor 19 Uhr den Traumsand in die Kinderaugen, drei Jahre vor seinem westlichen Kollegen.

Sandmann mit nagelneuem Trabi

In unzähligen Fernsehfolgen kam das Sandmännchen stets in immer neuen Fahrzeugen daher und reiste – anders als die meisten Zuschauer – in alle Welt oder besuchte Urlauber in FDGB-Ferienheimen. Er saß nicht nur auf fliegendem Koffer und Teppich, sondern auch als einer der ersten im damals neuen Trabi. Der Sandmann fuhr mit dem Mähdrescher, flog im Agrarflugzeug oder zog im Fischkutter Netze ein. 1961 raste er wie der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin mit einer Rakete in den Weltraum, 1973 saß er in der Mondfähre „Lunochod“.

Der Sandmann spiegelte damit sowohl die gesellschaftliche als auch technologische Entwicklung in der DDR und den sogenannten sozialistischen Bruderstaaten wider. Über 50 dieser Gefährte in verschiedensten Vitrinen bilden denn auch den Schwerpunkt der Potsdamer Ausstellung.

Die Ausstellung ist noch bis zum Sonntag, dem 19. September dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr, mittwochs bis 19 Uhr zu sehen.

Nach ihrer Präsentation in Potsdam geht ähnlich wie der Sandmann auch die Ausstellung auf Reisen. Im Oktober wird sie in Dresden, im November in Erfurt, dann in Magdeburg und schließlich in Leipzig zu sehen sein. taz/dpa/ADN

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