■ Erneut Bedenkliches
: Wir sichern unsere Grenze

Einem Grenzgänger unter unseren Lesern verdanken wir ein Dokument, das grün gekleidete Beamte seit dem 1. Juli in Deutschlands Süden verteilen, ein Informationsblatt „An unsere Bürger im Grenzgebiet“. „Immer wieder“, hebt es an, „versuchen Ausländer die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland illegal zu überschreiten. Sie haben dafür verschiedene Gründe...“ In pädagogischer Form werden wir dann darüber aufgeklärt, daß es sich bei diesen AusländerInnen oft um Menschen handelt, die „in der Hoffnung kommen, bei uns Arbeit und Brot zu finden. Die letzteren fallen auf falsche Versprechungen von gewissenlosen Geschäftemachern herein und opfern sehr oft ihr Erspartes und auch das ihrer Familien.“

Das ist gut und klar gesagt. Nun aber führt Bauernfänger Zimmermann die Feder: Aus den Opfern werden Illegale, und diese bedrohen die Republik: „Die Bayerische Grenzpolizei bittet Sie deshalb um Ihre Mithilfe. Sie könnten durch sofortiges Mitteilen von Beobachtungen entscheidend zur Sicherung unserer Grenze beitragen. Haben Sie dabei keine Hemmungen; lieber zu oft als zu selten. Treten Sie aber bitte auf keinen Fall selbst mit verdächtigen Personen in Kontakt!“

Natürlich ist ungewiß, was man von einer Polizei und einem Bundesgrenzschutz erwarten kann, deren oberste Dienstherren sich als volksverhetzende Phobiker hervortun: Edmund Stoiber fürchtet sich vor einer „durchrassten Gesellschaft“, und Innenminister Manfred Kanther findet es „geradezu töricht“, ausgerechnet jetzt (wo's mit dem Asylkompromiß nicht mal klappt) die Bevölkerung „mit Einwanderungsgesetzen zu ängstigen“. Von Möllemann ist das schöne Zitat überliefert, daß er sofort zum Aids-Test ginge, wenn er „nur das geringste Gefühl hätte, infiziert zu sein“. Ginge Herr Kanther zum Psychologen, wenn er nur das geringste Gefühl hätte, an Paranoia zu leiden? ES