: "Häßliche Fratze des Kapitalismus"
■ Betr.: "Für die Ostfirmen ist der Westmarkt tabu", "Das Eingemachte", taz vom 12.8.93
betr.: „Für die Ostfirmen ist der Westmarkt tabu“, „Das Eingemachte“, taz vom 12.8.93
Nach monatelangem Streik muß wohl auch bei der taz endlich jemand gepeilt haben, daß mit Bischofferode ein zweifelsfrei chancenreicher Ost-Betrieb von einem West-Kartell über den Tisch gezogen wird. Selbst aus CDU-Reihen hörte man etwas von der „häßlichen Fratze des Kapitalismus“ raunen. Eberhard Temme, Berlin
Mich erinnert das, was sich da allmählich als Hintergrund des Deals mit Bischofferode zeigt, stark an Praktiken, die schon vor 50 Jahren bei uns üblich waren. In Ralph Giordanos lesenswertem Buch „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte – Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg“, kann man sich darüber informieren, daß es klares Ziel der Männer, die die deutsche Wirtschaft unter Hitler bestimmten, war, Konkurrenz – nichtdeutsche Konkurrenz – auszuschalten, weltweit. In diesem Sinne ist natürlich, das entsprach dem Kalten Krieg, auch die DDR-Industrie als nichtdeutsch angesehen worden, und diese Sicht hat sich vermutlich nicht mit dem 9. November schlagartig geändert. Ob unsere Regierung tatsächlich ernsthaft geglaubt und erwartet hat, da bräche plötzlich unter den westdeutschen Industriellen die große deutsch-deutsche Nächstenliebe aus? Ein System, das auf dem Prinzip der Konkurrenz aufbaut, kann nicht anders als zerstören. Den Beweis bekommen wir unübersehbar geliefert. [...] Dr. Elisabeth Kasch, Reinbek
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