: Vorschlag
■ Smashing Pumpkins im Huxley's
In Europa muß für die Smashing Pumpkins irgend etwas schiefgelaufen sein: 1991 waren sie in den Staaten schon eine der angesagtesten Newcomer-Gruppen überhaupt und wurden dann und wann auch schon mal mit der bekannten Band Nirvana in einem Atemzug genannt. Und als Nevermind und Seattle und Pearl Jam und viele, viele Trittbrettfahrer ihren Siegeszug um die Welt und durch alle WOMs und Saturns dieses Kontinents antraten, sprach von den Smashing Pumpkins kaum ein Mensch. Selbst als sie auf dem Streifzug durch die grungige Landschaft, dem oft mißverstandenen Sampler zum Film „Singles“, mit einem acht Minuten dauernden Rausschmeißersong den Ausklang machten, hielt man sie nur noch für eine von vielen Alternative Rock oder eben Grunge spielenden Amibands.
Nicht sehr froh über diese Kategorisierungen und das stürmische Durcheinanderwirbeln von Under- und Overground fühlten sich die Smashing Pumpkins einerseits allzu schnell abgestempelt, andererseits aber auch als Vorreiter dieses Sounds, den sie angeblich schon drei, vier Jahre vorher gemacht hatten. Eine Angelegenheit, die sich schwer nachprüfen läßt. Denn mit „Siamese Dream“ haben sie unlängst ihre zweite Platte herausgebracht. ein episches Werk in dreizehn Akten, das alle genannten musikalischen Einordnungen einigermaßen bestätigt, aber doch etwas zu fix nach dem Motto „klingt wie Nirvana“ gebucht wird.
Klar, Butch Vig, der Mann für all diese Nirvana/Sonic Youth/ Gumball/Afghan Wigs/und so weiter Fälle, saß an den produktionstechnischen Reglern und hat für die gesamte Fettheit und Intensität sowie genug Melodien gesorgt – alles Zutaten, die man so braucht, um einen „Traum zwischen harten Gitarren und starken Emotionen“ (Werbeslogan der Plattenfirma) zu schaffen. Wie schon auf dem „Singles“-Sampler, pendelt die Länge der Songs allerdings zwischen fünf und neun Minuten, und in diese Zeitspanne kann man schon einiges reinpacken, um nicht in den Ablageschubladen der wiederkehrenden Vergleiche zu landen.
Da wird dann für alle zwischen zehn und zwanzig Jahre alten Mädchen und Jungs dieser Welt gewimmert und gegreint, da wird gehelmetet und geprongt und natürlich auch schnell, eingängig und noisy nach vorne gespielt. Die viel und gern zitierten Punkte, auf die immer alles so schön gebracht wird, gibt es bei den Pumpkins in jedem ihrer Songs mindestens drei- bis viermal; das sorgt dann leicht für diese episch anmutende Vielfalt – eine Vielheit, die aber trotzdem nicht den Versuch von künstlerischen Irritationen unternimmt und den Rahmen der einmal betretenen Rockabteilung sprengen will. Gerrit Bartels
Smashing Pumpkins: um 21 Uhr in Huxley's Neuer Welt
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