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SanssouciVorschlag

■ Kill the Nation – Underground HipHop aus Deutschland

Kaum hat sich in Deutschland eine einigermaßen florierende HipHop-Szene gebildet, ist sie auch schon gespalten. Zum einen treiben die sogenannten Pop-Rapper allerorten ihr Unwesen, allen voran die unvermeidlichen Fantastischen Vier. Auf der anderen Seite arbeiten die selbsterklärten Underground-HipHop- Aktivisten, die untereinander nicht immer eins sind, dafür aber immer ganz korrekt auf der Suche nach Sinn und Berechtigung ihres Schaffens gerade in Deutschland.

HipHop in Germany ist für Bands wie Advanced Chemistry oder Cora E, neben der politischen Notwendigkeit, zuvorderst eine Dreifaltigkeit aus Breakdance, Graffiti (!) und Rap und meint damit gleichzeitig ihr Verständnis von „old school“. Auf den sogenannten Jams wird dann diese Art von HipHop praktiziert, jeder, der kann und mag, darf sich auch free-style-rappend produzieren, und darüber hinaus wird natürlich auch ordentlich kommuniziert und sich ausgetauscht. Aus diesem Netzwerk kristallisiert sich dann der Underground heraus, dem nicht nur die obengenannten Popstars zuwider sind, sondern genauso die dem Verständnis von Jams entgegengesetzten Acts (oder Konzerte) schwarzer HipHop-Stars in Deutschland, die halbstündig ihr Programm herunterreißen und auf ein dem reinen Konsum huldigendes, mit dem Kopf nickendes, manchmal auch Arm schwingendes Publikum treffen. So werden dann natürlich Rapper, die ihren Major Deal abschließen, schwer gedisst und gebrandmarkt als „Ausverkäufer und Verräter an der Szene“. Die Widersprüche liegen dabei ganz offen, und eine gewisse Naivität läßt sich dabei sicher nicht übersehen. Zu schwer wiegt der Anspruch auf spezielle deutsche Authentizität, und zu hoch liegt die Meßlatte für deutschen HipHop als dem einzig richtigen und wahren Ausdruck von Minderheitenkultur.

Das Motto des heutigen Abends basiert auf einem HipHop- Sampler, der letztes Jahr unter dem Namen und der Devise „Kill The Nation With a Groove“ herauskam und auf dem die meisten der sich im Lindenpark produzierenden Rapper vertreten waren. Beispielsweise die Absoluten Beginner aus Hamburg, die auf ihrer EP „Dies ist nicht Amerika“ erst mal versucht haben, die Grenzen zwischen den USA und Deutschland abzustecken und dabei das Kopieren von Gangster-Gehabe und ein Sich-Konstruieren von Ghetto-Strukturen dissen. Neonazismus („Großdeutsche Haarrasur“) und Umweltzerstörung („Planet 2000“) sind ihre anderen Themen, die auch von Weep not Child aufgenommen werden, die ihre erste EP „From Hoyerswerda To Rostock“ nannten. Sie versuchen Zusammenhänge globaler darzustellen und etwas über den Tellerrand der deutschen Befindlichkeit hinauszurappen. Schon jetzt die große, reife und weise Dame der Szene scheint Cora E zu sein, die mit ihren Aussagen mögliche Identifikationen und Sinnstiftungen anbietet und sich als wahre „old schoolerin“ und Mitglied der Zulu Nation ausgibt. Mit ihrem „Könnt Ihr mich hören“ hat sie aber auch den musikalisch bestgroovendsten HipHop-Song draußen und kann ohne Probleme die gehaltvollsten Reime frei aufeinandertürmen.

Auch mit dabei auf diesem Treffen sind A Real Dope Thing, Proton, L.S.D. und Scope (von den Kölnern Rude Poets) zusammen mit Fast Forward. Gerrit Bartels

Heute um 20 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Str. 76-78, Potsdam.

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