■ Gastkommentar: Du Sonne Bremens
Sollen sie doch ruhig weiter ihre Greuelpropaganda verbreiten: Bremens Schulden seien doppelt so hoch wie die Summe, die Rußland in den nächsten zehn Jahren den westlichen Gläubigerländern eigentlich zurückzahlen müßte. Na und? Dann ist eben Bremen auch im internationalen Vergleich hochverschuldet. Daß wir jetzt die allerletzten Reserven mobilisieren, um in der Krisenbranche Stahl die Arbeitsplätze zu sichern, wird uns Hannover danken. Wir retten Klöckner auch für Niedersachsen. Wenn Großstädte Krisenbranchen kaufen, türmt das Schulden, die aber kratzen niemand.
Das Krisengerede hat Wedemeier nie verstanden, und jetzt endlich versteht es auch die SPD nicht mehr. Kriegen wir das Geld aus Bonn, oder kriegen wir es nicht? Statt dem Bürgermeister dankbar zu sein, zieht der Finanzsenator vor die Leute und unkt, daß Bremens Existenz an einem Faden hinge, der bald reißen könnte. Wie kommt der Mann zu solcher Rede? Weil Bremen seine Ausgaben nur zu 80 Prozent selber decken kann? Das ist seit Jahren so. Stets haben die Kerlchen von der Finanz fehlende Milliönchen aufgetrieben. Plötzlich soll das nicht mehr gehen? Der Bund zahlt doch!
Frühestens 94 merkt Bonn, wo sein Geld geblieben ist. Kommt Zeit, kommt Rat. Kassandra Kröning sollte wissen: darüber reden, ramponiert den Ruf. Wie anders ist da unser Wedeklaus! Er und sein Rathaus sind die Sonne Bremens. Hat er nicht jüngst in der Senatsklausur viele Millionen zusätzlich beschließen lassen? Wenn erst die Deckung dafür da ist, wird mancher sich noch wundern.
Die Bremer SPD, das ist gewiß, glaubt den Phantasien im Bremer Rathaus. Und wenn am Ende die Freie Hansestadt Bremen wirklich noch schlechter dastünde als die neuen Bundesländer, dann müßte eben ein „Aufbauwerk Bremen“ her. Wir müssen nur fest glauben niemals auf die Zweifler hören. In einem Jahr sieht alles anders aus. Das walte Wedemeier. Thomas Franke, Senator a.D.
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