: Lemwerder, das gallische Dorf, siegte
Die FluggerätmechanikerInnen in der Wesermarsch kamen gestern ihrem Vorbild, den unbesiegbaren Galliern, gefährlich nahe: Gleich der erste Hinkelstein, den der wackere Betriebsrat gegen die Herren Vorständler im Dasa-Konzern schleuderte, traf ins Auge. Das Arbeitsgericht hat die Chefs verdonnert, das Werk in Lemwerder bis Oktober 1994 weiter zu betreiben, weil keine Beratung über Alternativen zur Schließung stattgefunden hat.
Die Geschäftsführung hatte hoch gepokert: Mit einer kurzen brutalen Schließung ohne jede Begründung hatte man den Widerstand im Keim ersticken wollen. Auch wenn die zweite Runde vorm Landesarbeitsgericht noch aussteht — zunächst hat die Dasa politisch und psychologisch verloren. Denn erstens ist die scheinbar unausweichliche Schließung aufgeschoben und die Situation offen für pfiffige Ideen der Betriebsräte. Und zweitens, viel schlimmer, erfährt das ganze Land, wie man in solch vermeintlich aussichtsloser Situation doch noch etwas bewegen kann. Manager, denen als Antwort auf die Rezession nur Werksschließungen einfallen, werden sich warm anziehen müssen. Christine Holch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen