: Zurück zu den Verhandlungstischen
Mit begründeten Hoffnungen auf einen baldigen Durchbruch bei den syrisch-israelischen Verhandlungen beginnt heute in Washington die zwölfte Runde der bilateralen Nahostgespräche ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Nach monatelanger Unterbrechung treten heute in Washington die verschiedenen israelisch-arabischen Verhandlungsdelegationen zur zwölften Runde der bilateralen Nahost-Friedensgespräche zusammen. Eingeleutet wurden die Verhandlungen im November 1991 unter der Schirmherrschaft der Regierungen der USA und der damals noch existierenden UdSSR in Madrid. Anders als bei den vorausgegangenen Runden gibt es diesmal begründete Hoffnungen auf Erfolge. US-Präsident Bill Clinton und seinem Außenminister Warren Christopher scheint es in den letzten Wochen gelungen zu sein, Israel und Syrien zur baldigen Formulierung eines Grundsatzabkommens zu überreden. Dies könnte endlich auch Bewegung in die ebenfalls festgefahrenen israelisch-libanesischen Verhandlungen bringen. Nach seinem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Hafis el-Assad in Genf erklärte Clinton vergangenen Donnerstag, er sei überzeugt, daß Assad den Frieden mit Israel suche.
Ein arabisch-israelischer Friedensschluß war auch das Hauptthema von Gesprächen, die Clinton am Freitag in Washington mit dem jordanischen König Hussein führte. Der König zeigte sich anschließend optimistisch, daß ein bereits vorbereitetes jordanisch-israelisches Friedensabkommen wahrscheinlich bis Jahresende oder im kommenden Jahr unterzeichnet werden könne.
Auf Betreiben der US-Amerikaner werden sich heute in Washington nur die Leiter der verschiedenen Delegationen gegenübersitzen. Erst wenn es zu Fortschritten bei den „Dialogen unter vier Augen“ kommt, sollen Delegationsmitglieder und Experten hinzugezogen werden. Die israelisch-palästinensischen Verhandlungen sollen sich um die zukünftige zweite Phase der palästinensischen Autonomie in der Westbank und die Wahlen zu einer palästinensischen Selbstverwaltung drehen. Auf der israelischen Seite des Verhandlungstisches wird General Danny Rothschild Platz nehmen. Er löst den bisherigen Verhandlungsführer Rubinstein ab. Sein Gegenüber ist der palästinensische Professor Saib Erekat. Sein Vorgänger Haidar Abdel-Schafi hatte das Handtuch geworfen, nachdem im vergangenen August die Geheimverhandlungen zwischen der PLO und Israel in Norwegen bekannt geworden waren.
Israels Regierungschef Jitzhak Rabin wollte ursprünglich keine Erneuerung der israelisch-palästinensischen Verhandlungen in Washington. Schließlich sah er sich jedoch gezwungen, entsprechende „Wünsche“ der US-Regierung zu respektieren. Rothschild soll von ihm die Weisung bekommen haben, „nichts Wesentliches“ zu diskutieren, solange eine Absprache über die Realisierung des Gaza-Jericho-Abkommens aussteht.
Am Samstag waren am Rande der Beerdigung des norwegischen Außenministers und Nahost-Vermittlers Holst in Oslo PLO-Chef Jassir Arafat und der israelische Außenminister Schimon Peres zusammengekommen. Ihre Gespräche führten zu keinem Durchbruch. Peres berichtete anschließend über verschiedene bereits erzielte Kompromisse in Fragen der Grenzkontrolle. Am kommenden Wochenende wollen beide noch einmal im Rahmen einer internationalen Wirtschaftskonferenz in dem Schweizer Skiort Davos zusammentreffen.
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