: Störfall im AKW Lingen
■ Undichte Pumpe im Kühlsystem
Hannover (taz) – Ein 18 Millimeter großer Dichtungsring hat vorübergehend das AKW Emsland bei Lingen aus Betrieb gesetzt. Wie das niedersächsische Umweltministerium mitteilte, sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag aus einem Gehäuse der Hauptkühlmittelpumpe des Atomkraftwerkes 300 Liter Wasser ausgetreten, die allerdings nicht radioaktiv belastet waren. Wegen des Defektes mußte das AKW schnellabgeschaltet werden.
Ursache des Zwischenfalls sei eine schadhafte Dichtung von „nur 18 Millimeter Duchmesser“ gewesen, erläuterte die Sprecherin des Umweltministeriums gestern.
Mit der Dichtung und einem Stopfen sei normalerweise ein Loch fest verschlossen, das sich zu Prüfzwecken am Pumpengehäuse befinde. „Gefahren für die Umwelt hätten von dem Defekt nicht ausgehen können, selbst wenn die kleine Bohrung am Pumpengehäuse ganz offen gewesen wäre“, sagte die Ministeriumssprecherin. Inzwischen sei der schadhafte Dichtungsring unter Aufsicht des TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt ausgetauscht worden, und das AKW werde in Kürze seinen Betrieb wieder aufnehmen. Um die genauere Ursache des Wasseraustritts festzustellen, müsse die schadhafte Dichtung noch näher untersucht werden.
Das Umweltministerin in Hannover hatte erst am späten Donnerstagnachmittag die Öffentlichkeit über die Schnellabschaltung des sich im Besitz der RWE befindlichen Atomkraftwerks informiert. Eine schnellere Information habe man nicht für notwendig gehalten, da es sich „keineswegs um ein dramatisches Ereignis gehandelt“ habe, sagte Monika Griefahns Sprecherin. Bisher stehe noch nicht einmal fest, ob es sich bei dem Defekt um ein nach der Störfallverordnung meldepflichtiges Ereignis handele. Höchstens handele es sich bei dem Wasseraustritt um einen Störfall der Kategorie „normal“. Zur Meldung eines solchen Störfalles habe der AKW-Betreiber selbst fünf Tage Zeit. Informiert hätten die RWE das niedersächsische Umweltministerium jedoch bereits am Donnerstag morgen. ü.o.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen