piwik no script img

Nur nicht auffallen

■ Der MSV Duisburg ist Spitzenreiter der Bundesliga und stapelt weiter tief

Düsseldorf (dpa/taz) – Bei fast allen Umfragen zu Saisonbeginn galt der MSV Duisburg als einer der heißesten Abstiegskandidaten und sein Trainer Ewald Lienen als aussichtsreichster Anwärter für die erste Trainerentlassung. Inzwischen sprechen manche Anhänger hinter schamhaft vorgehaltener Hand bereits hin und wieder das Wort „Meisterschaft“ aus, auch wenn Ex-Stahlwerker Joachim Hopp immer noch brav das Abstiegsgespenst beschwört. Am 22. Spieltag setzten sich die Duisburger durch ein 1:0 gegen Meister Werder Bremen an die Tabellenspitze, und dies mit negativer Torquote (29:30). Ein bisher einmaliger Vorgang im 31. Jahr der höchsten deutschen Klasse. Zuletzt hatte der MSV am 31. August 1974 an der Spitze gestanden. „Realistisch ist für uns jetzt am Saisonende ein einstelliger Tabellenplatz“, meinte der etwas mutigere MSV-Kapitän Jürgen Rollmann und fügte spöttisch hinzu: „Aber ich hätte nichts dagegen, wenn wir Deutscher Meister werden – und keiner merkt's.“

Zu den Siegern des Spieltages zählten Franz Beckenbauer mit Bayern München (3:1 in Leipzig) und Jörg Berger mit Schalke (2:1 gegen Gladbach). Während die Bayern als Zweite das punktgleiche Feld auf den UEFA-Cup-Rängen anführen, gelang den Schalkern mit einer Erfolgsserie von 9:3 Punkten ohne Niederlage erstmals nach 18 Runden der Sprung von einem Abstiegsplatz. „Die Turbulenzen reißen nicht ab. Dadurch ist der Titelkampf spannend wie nie“, beurteilte Dragoslav Stepanovic vom desolaten Pokalsieger Leverkusen (1:2 gegen Hamburg) die Lage. Ganze drei Punkte trennen den MSV vom KSC auf Rang acht. Folgerichtig sagte Jörg Albertz, Schütze des HSV-Siegtreffers bei Bayer: „Acht können Meister werden – wir sind nur einer davon.“

Das turbulenteste Match spielte sich, mit Nachspielzeit fast 100 Minuten lang, beim SC Freiburg ab, und Schiedsrichter Markus Merk war der Buhmann für das aufgebrachte Publikum. Schon nach 22 Minuten des Spiels gegen den 1. FC Köln hatte er dem Freiburger Alexander Borodjuk wegen Reklamierens in Tateinheit mit Foulspiel Gelb-Rot gezeigt, zuvor einen Elfmeter gegen die Gastgeber gepfiffen und in der 62. Minute beim Stande von 2:2 den Albaner Altin Rraklli vom Platz gestellt, weil der zum Linienrichter „Du Arschloch“ gesagt haben soll. Köln gewann 4:2, und Freiburgs Trainer Finke nahm seinen Stürmer in Schutz, indem er ihm gravierende sprachliche Defizite bescheinigte: „Der Rraklli weiß doch gar nicht, daß im Deutschen das Wort ,Arschloch‘ eine Beleidigung ist.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen