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Ins Waschmaschinenland!

■ „Hoffnung Amerika“ - Ein schönes neues Buch über die Zeit, da die Massen via Bremen und Bremerhaven in eine bessere Welt ausrissen

Ellis Island - das Inselchen vor New York im Schatten der Freiheitsstatue wurde für einen kleinen Teil der zwölf Millionen EinwanderInnen eher eine „Insel der Tränen“ als eine „Insel der Hoffnung“: Nicht jeder Neuankömmling wurde angenommen. Aber noch heute türmen sich in der Einwanderungsstation „Barge Office“ die Kofferberge der Einwanderer. Nicht wenige der Koffer beinhalteten damals das Hab und Gut von Menschen, die via Bremen und Bremerhaven über den großen Teich kamen.

Diese Menschen und 150 Jahre Auswanderergeschehen läßt das neue Buch „Hoffnung Amerika“ von Karin Schulz lebendig werden. Gestern stellte sie es im Bremer Presse-Club vor. „Das Interesse an Migration hier wie in den USA ist riesengroß, viele wollen ihre eigenen Wurzeln zurückverfolgen“, so Karin Schulz. In dem internationalen Sammelband kommen AutorInnen aus ganz Europa und den USA zu Wort. Sie berichten über jüdische Überlebende aus den Konzentrationslagern, über Flüchtlinge und Heimatvertriebene.

Das reich illustrierte Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Deutsches Auswanderermuseum e.V. Bremerhaven, dessen Traum es ist, dort ein Auswanderermuseum zu gründen. Weil keine Geld da ist, dauert das jedoch noch einige Jahre. Zu sehen ist hingegen die Ausstellung „Aufbruch in die Fremde“ nach dem großen Erfolg in Bremen ab dem 5. Mai 1994 in Bremerhaven.

Das „Auswanderungsgeschäft“ hatte für die Entwicklung Bremens und Bremerhavens eine große Bedeutung. „Passagiere wurden zur Exportware“, berichtete Ulrich Wagner, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Förderverein des Deutschen Auswanderermuseums e.V. arbeitet. Die aufstrebende Reederei Wätjen rühmte sich 1840, die Kosten für einen Schiffsneubau nach vier oder fünf Reisen hin und zurück eingefahren zu haben, wenn entsprechende Importe an Zucker, Tabak und Kaffee auf der Rückfahrt die Laderäume füllten.

Säuglinge mußten für die Überfahrt nichts zahlen, ein Zwischendeckspassagier zahlte 1840 rund 27 Taler. Die meisten ländlichen EmigrantInnen in dieser Zeit waren keineswegs arm, wie oft angenommen wird, sie besaßen Ersparnisse oder den Erlös von Haus und Hof.

Im Gegensatz zu heute bedeutete im vorigen Jahrhundert Auswanderung meist eine endgültige Entscheidung. Spannend zu lesen sind die sehr ausführlichen Schicksalsberichte. In einem Interview erzählt beispielsweise der Bremerhavener Otto Heinemann über seine Auswanderung ohne Visum und Fahrkarte als blinder Passagier.

Aufschlußreich und sehr persönlich sind die Briefe der EmigrantInnen an ihre Verwandten in der „Alten Welt“. Da wird über verlorene Koffer und Kinder, Ungeziefer oder die Schwierigkeiten der Neuankömmlinge in „Dollerika“ berichtet.

Eine bessere Zukunft für die Kinder im „Paradies der Frauen“ suchten zahlreiche friesische Frauen, die sich im Familienverband auf den Weg in die „Neue Welt“ machten. Dorthin, wo die Frauen in guten Kleidern Wäsche wuschen, ohne mit den Händen die Seifenbrühe zu berühren, weil eine Maschine das für sie erledige, gibt eine Emigrantin 1893 als Motiv für ihre Auswanderung an. Zwischen 1880 und 1914 wanderten besonders viele Frauen aus der Provinz Friesland in die Staaten aus. Sie schifften in die Dampfer der Neederlandsch-Amerikaansche Stoomvaart-Maatschappij, der späteren Holland-Amerika-Linie, ein und erhofften sich drüben ein unbeschwerteres Leben. Frauen und Mädchen aus Polen und Deutschland hingegen gingen allein in die Vereinigten Staaten, um dort als Dienstbotinnen zu arbeiten.

Helen Schwenken

Karin Schulz (Hg.), „Hoffnung Amerika - Europäische Auswanderung in die Neue Welt“. Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft, Bremerhaven; 296 Seiten, 49,80 DM

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