: Rendezvous in Paris
■ Kinkel und Juppé beschworen die deutsch-französischen Beziehungen
Paris (taz) – Beziehungskisten rappeln einfach manchmal. Auf diesen gemeinsamen Nenner einigten sich gestern der französische Außenminister Alain Juppé und sein Kollege Klaus Kinkel in Paris. Nach ihrem zweistündigen Gespräch teilten sie mit, das Verhältnis zwischen beiden Ländern sei ungetrübt, sie betrachteten sich weiterhin als „Motor der Europäischen Union“ und sie beabsichtigten während der deutschen Ratspräsidentschaft ab Juli und der darauffolgenden französischen Ratspräsidentschaft ab Januar noch enger zusammenzuarbeiten. Auf die jüngsten Verstimmungen zwischen Frankreich und Deutschland gingen die beiden Herren nur mit der Metapher „Meinungsunterschiede gibt es in jedem Paar“ ein.
Das Thema 50. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie mieden beide sorgfältig. Zwei Wochen lang waren deswegen zwischen Paris und Bonn die Wogen hoch geschlagen. Bundeskanzler Helmut Kohl war nach französischer Lesart empört, weil er zu der Gedächtnis-Veranstaltung der Sieger des Zweiten Weltkrieges am 6. Juni nicht an die Kanalküste eingeladen ist. Seine DiplomatInnen wies er weltweit an, dergleichen Feierlichkeiten nur nach Rücksprache zu besuchen. Kohl bestritt zwar, daß ihn eine Teilnahme an dem Militärspektakel in der Normandie überhaupt interessiere. Am Mittwoch war er jedoch höchst erfreut, als er der deutschen Öffentlichkeit mitteilen konnte, daß er den französischen Präsidenten François Mitterrand zwei Tage später treffen werde.
Die beiden Außenminister verabredeten unterdessen, sich gemeinsam für eine „Annäherung“ zwischen den mittel- und osteuropäischen Staaten und der Europäischen Union einzusetzen. Frankreich betrachtet die geplante Nord- Erweiterung der EU als Ausbau des deutschen Einflußbereiches. Kinkel versicherte, daß es einen deutschen Alleingang nicht geben werde. Dorothea Hahn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen