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Hitler kommt nicht nach Berlin

Eine Fotoausstellung zur Person Hitlers, die derzeit in München gezeigt wird, wurde für Berlin abgesagt / Entscheidung folgte einer Bitte der Jüdischen Gemeinde  ■ Von Severin Weiland und Barbara Häusler

Berlin (taz) – Eine Ausstellung mit Hitler-Bildern des Fotografen Heinrich Hoffmann wird in Berlin nicht zu sehen sein. Der Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), Christoph Stölzl, sagte vorgestern überraschend die Übernahme einer Ausstellung des Münchner Stadtmuseums ab. Er entspreche damit einer Bitte des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal. Die Ausstellung, derzeit noch bis zum 10. April in München zu sehen, sollte ursprünglich am 28. April eröffnet werden.

Seine Entscheidung, die Ausstellung nicht zu zeigen, stehe nicht im Zusammenhang mit dem jüngsten Anschlag auf die jüdische Synagoge in Lübeck, versicherte Stölzl gegenüber der taz. Er habe sich bereits am Donnerstag nach einem Telefonat mit Kanal „innerlich“ zur Absage entschlossen. In dem Gespräch habe Kanal darauf hingewiesen, daß die öffentliche Präsentation von Hitler-Porträts die Gefühle der jüdischen Menschen verletze. Kanal habe ihm gesagt: „Es tut uns weh.“ Seine Absage sei eine „spontane persönliche Antwort auf eine dringende persönliche Bitte“, sagte Stölzl.

Um den Eröffnungstermin hatte es bereits im Vorfeld Diskussionen gegeben. Ursprünglich auf den 14. April festgesetzt, protestierte die Humanistische Union Berlin (HU) gegen den Termin wegen seiner Nähe zum 20. April, Hitlers Geburtstag. Im Zusammenhang mit dem Fußballänderspiel England–Deutschland in Berlin und den allseits befürchteten Aufmärschen von Rechten an diesem Tage, könnte die „auf Staatskosten montierte Galerie von Hitler-Bildern“ auf Alt- und Jungnazis wie ein „Festtagsgeschenk“ (HU) wirken. Stölzl hatte die Eröffnung aus technischen Gründen jedoch schon auf den 28. April verschoben. Man habe die Hängung der Münchner Ausstellung und das dort kritisierte Verhältnis zwischen Bildern und erklärenden Texttafeln verbessern wollen.

Inzwischen hat sich die „Vereinigte Verkehrs-Reklame“ geweigert, die Ausstellungsplakate zu kleben. Mehrere Organisationen befürchteten, die Fotos könnten zu Kultobjekten für Rechtsextremisten werden. Enttäuscht zeigte sich Stölzl, daß immer noch ein „tiefes Mißtrauen gegen erwachsene Ausstellungsbesucher herrscht“. Man hätte gerade an den Fotos von Hitlers Leibfotograf Hoffmann das Thema „Wahrheit und Lüge“ als ein zentrales Thema zum Verständnis des 20. Jahrhunderts thematisieren können. An der Ausstellung dürfe jedoch nicht „auf Biegen und Brechen“ festgehalten werden, wenn damit Gefühle von Menschen verletzt würden.

Der Leiter des Münchner Stadtmuseums, Wolfgang Till, äußerte vorgestern Verständnis für Stölzls Absage. Der Direktor des DHM habe ihm geschildert, daß die Bitte von Kanal in sehr persönlicher Form vorgetragen worden sei. „In solch einem Fall muß jeder aufklärerische Standpunkt beiseite geschoben werden“, meinte Till. Er verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Ausstellung könnte von Neonazis als „Kultstätte“ mißbraucht werden. Nur zweimal hätten rechtsextreme Gruppen sein Museum besucht, seien aber friedlich geblieben. In München stand das Projekt im Rahmen einer Reihe von Ausstellungen zur Aufarbeitung des Nazismus: „Bauen im Nationalsozialismus“ und „München, Hauptstadt der Bewegung“.

Das Poster zur Ausstellung, das Hitler in Zivil zeigt, durfte in München nach einer Intervention des Oberbürgermeisters Christian Ude (SPD) nicht mehr verbreitet werden. Nach Angaben von Till hatte die Staatsanwaltschaft das Poster in den Räumen des Rechtsextremisten Ewald Althans gesehen und daraufhin Ude informiert.

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