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TipRettendes Gefängnis

■ "Diamanten im Schnee"

„Diamanten im Schnee“, So., 14.45 Uhr, Mo, 23 Uhr, West 3

Wie schafften es Juden, die bereits in den Fängen der Nazis waren, den Holocaust zu überleben? Eine derzeit viel diskutierte Antwort gibt Spielbergs „Schindlers Liste“. Aber es gibt noch so viele andere „Geschichten“. Etwa die der drei jüdischen Mädchen Mira, Shulami und Ada aus Bendzin/Polen, die von polnischen Familien versteckt wurden. Eine davon, Mira Reym Binford, mittlerweile Professorin für Medienkunde in den USA, ist ihren Kindheitserlebnissen nachgegangen. In „Diamanten im Schnee“ erzählt sie ihre eigene Überlebensgeschichte.

Der Film schildert die Lebenswege der drei Kinder zum Teil umständlich, oft wirkt er spröde und handwerklich unprofessionell. Mira Reym Binford sucht nach 50 Jahren die Verstecke ihrer Kindheit wieder auf; sie spricht mit den heute noch lebenden Menschen, die sie über ein Jahr lang vor den Nazi-Mordkommandos verborgen hielten. Vor allem aber gewährt sie einen Einblick in das nachhaltige Leiden, das eine Kindheit ausgelöst hat, „die uns nie erlaubt hat, Kind zu sein“ (Binford). Zum gemeinsamen Schicksal der drei Mädchen, die sich als Kinder nicht kannten, zählt die Trennung von ihren Eltern, die ihnen auf abenteuerlichem Wege vor der Deportation die Flucht aus dem Bendziner Ghetto ermöglichten. Mira Reym Binford erinnert sich an das Wiedersehen nach der Befreiung: „Meine Mutter sah völlig anders aus. Noch Jahre später hatte ich die Vorstellung, es seien meine Adoptiveltern.“

Besonders verstörend war für die Autorin die Erfahrung, daß ihr Retter zugleich ihr Peiniger war. Der Mann des Hauses, das ihre Zufluchtsstätte war, teilte zwar mit ihr seine Lebensmittelration, aber verprügelte sie oft und hart. Erst das Wiedersehen mit den anderen, ebenfalls gepeinigten Kindern befreite Mira Reym Binford von der Vorstellung, sie sei an den Prügeln selbst schuld gewesen. „Wir wußten als Kinder“, sagt sie, „daß wir nur durch die Hilfe von Erwachsenen überleben konnten. Dank der Hilfe von ganz gewönnlichen Menschen, die zu beidem fähig waren, zum Guten und zum Bösen – normale Menschen.“Thomas Gehringer

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