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Schneider hinterläßt vier Milliarden Miese

Gläubigerversammlung in Sachen Schneider / Banken haben Forderungen in Höhe von 5 Milliarden Mark / Kreditvergabe ist auch dem Konkursverwalter ein „Rätsel“  ■ Aus Königstein Klaus-Peter Klingelschmitt

Das altehrwürdige Amtsgericht von Königstein im Taunus mit seinen marmornen Säulen und den verschnörkelten Balkonen wurde gestern von ganzen Heerscharen von Herren in Nadelstreifen und Sommeranzügen okkuppiert: Gläubigerversammlung in Sachen Schneider GbR und Schneider AG. Den in 12-Zylinder-BMW und Jaguars angereisten Geprellten folgte ein halbes Hundert JournalistInnen vom Parkplatz im Park in den knapp bemessenen Verhandlungssaal.

Dort führte Amtsgerichtdirektor Axel Rohrbach ein strenges Regiment: „Press out!“ Doch dann durften mit Erlaubnis der Versammelten doch noch drei Kollegen von den Agenturen der Eröffnung des Konkursverfahrens durch Konkursverwalter Gerhard Walter beiwohnen. Und die hatten dann nach dem Bericht von Walter vor der Gläubigerversammlung dem Rest der JournalistInnen nach knapp einer Stunde einiges zu berichten.

Mit Akrebie hat Walter die verwertbaren Immobilien von Jürgen Schneider und seiner Frau Claudia Schneider-Granzow monetär bewertet. Wert: Ganze 2 bis 2,5 Milliarden Mark. Doch dieser Konkursmasse stünden Verbindlichkeiten bei den Banken in Höhe von rund 5 Milliarden Mark und Forderungen der geprellten Handwerksbetriebe von 150 bis 200 Millionen Mark gegenüber, so daß sich ein feststellbares „Reinvermögen“ von minus 3,5 bis 4 Milliarden Mark errechnen lasse.

Noch schlappe 405 Millionen Mark hat Konkursverwalter Walter auf diversen Konten der Schneider-Familie aufgespürt: verpfändete Festgelder. Und an die werden die rund 150 in Königstein versammelten Gläubiger auch nur schwer rankommen. Denn falls sich tatsächlich noch Bares aus dem Imperium von Schneider und Frau herausschlagen läßt, muß der Konkursverwalter zunächst die 550 MitarbeiterInnen der Schneider GbR und der Schneider AG, denen zum 31. Mai gekündigt wurde, ausbezahlen. Da sind dann 7,5 Millionen Mark weg.

In seinem Bericht legte Walter das ganze Ausmaß der Mißwirtschaft von Schneider offen: Schneider habe zu teuer eingekauft, zu teuer gebaut und zu teuer verwaltet – und die latente Krise durch immer neue Schulden verdeckt. Mit seinem gesamten Apparat habe Schneider jedes Jahr rund eine halbe Milliarde Mark Verluste eingefahren.

Daß der Mann – oder eigentlich seine Frau, die mit 95 Prozent an der in dem Verfahren entscheidenden Schneider GbR beteiligt war – dennoch von den renommiertesten Banken jeden beantragten Kredit bekam, ist ein „Rätsel“, das sich offenbar auch dem Konkursverwalter nicht erschloß. Noch im September 1993 habe Schneider sein Reinvermögen mit plus 3,708 Milliarden Mark angegeben – und die Banker haben das geglaubt.

Exakt 121 Immobilienobjekte der Gruppe Schneider hat der Konkursverwalter bundesweit entdeckt – davon 41 in Leipzig und 24 in Frankfurt/Main. Schneider, so wußte Walter zu berichten, habe schließlich immer getreu seiner Firmenphilosophie gehandelt: „Alte Bausubstanzen erhalten und urbanes Leben mitgestalten.“

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