Sanssouci: Vorschlag
■ Bobby Byrd im Tränenpalast
„Ich habe nichts gegen Rap-Musik“, kommentiert Bobby Byrd, der in wenigen Wochen 60 wird.„Einiges ist gut, einiges ist mies, aber ich muß zugeben, Rap hat uns wieder populär gemacht.“ Eric B & Rakim etwa übernahmen Byrd's 71er-Hit: „I Know You Got Soul“. Byrd: „Eine fantastische Version – außer daß ich zunächst nicht dafür bezahlt wurde. Als wir versuchten, die Tantiemen – immerhin über zwei Millionen Dollar – zu bekommen, mußten wir feststellen, daß die gesamte Summe auf einem Konto von James Brown gelandet war.“
Byrd behauptet, daß er auch „Say It Loud, I'm Black And Proud“ geschrieben hat – 1968 ein Riesenhit für James Brown, der Protestruf der Bürgerrechtsbewegung. „James Brown nahm auch mein ,Stay With Me Tonight‘ auf, setzte seinen Namen als Co-Autor darauf, obwohl ich das Lied schon Monate vorher auf Platte gesungen hatte und in meinem eigenen Verlag registriert hatte. Wenn wir die gebuchte Studiozeit überzogen, gab James dem Tontechniker einen Teil der Komponistenrechte, statt die Überstunden zu bezahlen.“ Kennengelernt hatten sich die beiden, als Brown als 17jähriger erstmals im Gefängnis war. Damit seine Strafe auf Bewährung ausgesetzt wurde, unterzeichnete Byrds Mutter eine Bürgschaft. Byrd verschaffte Brown einen Job als Autowäscher, ließ ihn in seiner Gruppe mitsingen. Brown revanchierte sich für die Gefälligkeit, indem er die „Flames“ übernahm und Byrd in den Hintergrund drängte. Gelegentlich durfte er eine Single besingen, ein paar dümpelten in den unteren Positionen der Charts. 24 Jahre lang blieb Byrd loyal an der Seite des Godfather of Soul, lernte dort seine zukünftige Ehefrau Vickie Anderson kennen.
Seit über einer Dekade ist das Ehepaar nun aus dem Schatten des einstigen Mentors James Brown getreten, benannte eine gemeinsame Platte sinnigerweise „Finally Getting Paid“. Für „Sex Machine“ kommen immerhin ein Drittel der Tantiemen. Damals feuerte Byrd den Obermacho an: „Get on up“, jetzt kann er mit heiserer Stimme seine Songs endlich selber singen. Norbert Hess
Heute, 23.30 Uhr, Tränenpalast, Bahnhof Friedrichstraße, Mitte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen