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Provinzpossen und kleine Gemeinheiten

■ Lesben- und Schwulenzentrum in Oldenburg endlich eröffnet

Mehr als einmal hatten die Lesben und Schwulen vom Oldenburger Verein „Na Und“ Grund, das städtische Bauamt kräftig zu verfluchen. Hier eine neue Auflage, da eine weitere Verzögerung der Baugenehmigung für das neue Homo-Zentrum in der Innenstadt. Dennoch: Vor einer Woche konnte „Na Und“ das Oldenburger Lesben- und Schwulenzentrum mit Sekt, Schnittchen und einer Hand voll „Promis“ eröffnen.

Rund 80.000 Mark kostete den Verein der Umbau des ehemaligen Kioskes in der Ziegelhofstr. 83, von denen das Land Niedersachsen 36.000 Mark übernahm. Die Stadt Oldenburg hat keinen Pfennig dazubezahlt – die Eröffnungsansprache der Oldenburger Frauenbeauftragten Annette Fischer (“Erfreulich, daß es nun so ein Zentrum in der Provinz gibt“) geriet somit zur symbolischen Artigkeit.

Ohnehin ist die Entstehungsgeschichte des Schwulen- und Lesbenzentrums – eines der wenigen echten gemischten Homo-Zentren in der BRD – eine Geschichte der Provinzpossen, Peinlichkeiten und kleinen Gemeinheiten seitens der Oldenburger Behörden. Im September begann „Na Und“ mit dem Umbau des Hauses, das ein Vereinsmitglied gekauft und an den eigens gegründeten Trägerverein vermietet hatte. Zuvor hatte das Bauamt sein Einverständnis signalisiert. Einige NachbarInnen, besorgt ob der schwul-lesbischen Bedrohung, protestierten und kündigten an, Widerspruch einzulegen – das Bauamt war beeindruckt und zögerte die Baugenehmigung bis Ende Januar dieses Jahres hinaus. Indes hatte sich die örtliche CDU auf die Seite der schimpfenden NachbarInnen geschlagen und beantragt, über das Bauvorhaben des Homo-Vereins noch einmal in nichtöffentlicher Sitzung des Bauausschusses zu beraten.

Der Verein „Na Und“ ging an die Öffentlichkeit. Ein Bericht der örtlichen Presse über die Querelen zwischen Homos und AnliegerInnen spaltete die Nachbarschaft: 17 AnwohnerInnen erklärten sich in einem Leserbrief mit „Na Und“ solidarisch, nur ein Ehepaar kämpfte eifrig weiter und legte „mit fadenscheinigen Argumenten“ (Siefken) Widerspruch ein. Der Homo-Verein jedoch beantragte die „sofortige Vollziehung der Baugenehmigung“, setzte der Stadt eine Bearbeitungs-Frist und klagte beim Verwaltungsgericht. Mit Erfolg: Am 20. April gab das Bauamt nach und grünes Licht. Allerdings ließ „Na Und“ im Streit mit dem Widersacher Federn: Neben einem Veranstaltungsverbot (lediglich mehr oder weniger offene Gruppentreffen sind offiziell erlaubt) ist es den Homos untersagt, sich in ihren Garten zu setzen.

Den BesucherInnen der Zentrums-Kneipe „Hempels“ (Montag abends für Männer, Donnerstag abends für Frauen, Sonntag nachmittags und Dienstag abends gemischt) und den zahlreichen Gruppen, wie zum Beispiel der Redaktion der „Rosigen Zeiten“, dem Plenum, der Jugendgruppe, der Kinogruppe und der Schul-AG, stehen nun 120 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoß zur Verfügung, die auch von anderen Schwulen- und Lesbengruppen genutzt werden können.

Dem Bauamt indes ist's nach wie vor nicht geheuer, was im Ziegelhof-Viertel geschieht. Wenige Tage vor der Eröffnung des Zentrums regte ein Beamter der Baubehörde an, „Na Und“ möge doch den Namenszusatz „Verein für Lesben und Schwule“ nicht „zu plakativ“ anbringen – bitte, bitte, „keine Leuchtreklame“. Ein kleines, gediegenes Messingsschild schien dem Manne angemessener.

Jens Breder

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