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Kiel und Hamburg diesmal Hand in Hand

■ SPD-Ministerinnen kritisieren die Drogenpolitik der Bundesregierung

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Heide Moser und Hamburgs Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (beide SPD) haben die Absicht der Bundesregierung kritisiert, die Substitution bei Drogenabhängigen zu erschweren. Es sei unverantwortlich, die Substitution mit Codeinpräparaten gänzlich zu verbieten und gleichzeitig auch noch die Verschreibung von Methadon zu erschweren.

Moser und Fischer-Menzel verwiesen auf positive Erfahrungen mit der Substitutionsbehandlung in ihren Ländern, wo zur Zeit 3000 Abhängige mit Methadon oder Remadecen behandelt würden. Sie wollten alles daran setzen, um im Bundesrat das Vorhaben der Bundesregierung zu Fall zu bringen. Außerdem solle die Gesundheitsministerkonferenz – Senatorin Fischer-Menzel ist derzeit Vorsitzende – das Thema Drogensubstitution auf der nächsten Sitzung der Minister erörtern.

„Die Abhängigen bekommen durch die Substitution eine Chance, aus der illegalen Drogenszene auszusteigen und wieder gesund zu leben“, sagte die Hamburger Senatorin. „Es ist völlig unverantwortlich, diese Menschen wieder in die Szene zurückzustoßen.“ Ministerin Moser betonte, daß die Codeinsubstitution gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein unverzichtbar sei. Während Methadon unter das Betäubungsmittelgesetz falle, dürften die Ärzte den Patienten Codeinpräparate bislang mitgeben.

„Es geht völlig an der Lebenswirklichkeit vorbei, wenn man Drogenabhängigen zumuten will, sich künftig täglich Methadon in einer Arztpraxis abzuholen“, sagte Frau Moser. Wenn die vielen Abhängigen, die in ländlichen Gebieten lebten, täglich in eine größere Stadt fahren müßten, würde dies ihre Chance behindern, sich beruflich und sozial wieder zu festigen.

lno

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