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"Eigentlich sind wir weiß"

■ Schwarze Deutsche im Fernsehen: Der "Medienfall" Arabella Kiesbauer

Sozusagen schwarz auf weiß griff der Stern letzte Woche tief in die Klischeekiste: Arabella Kiesbauer, 26, sei, was das Anderssein betreffe, „gewissermaßen Expertin und in vielen Randgruppen daheim: unehelich geboren, braune Haut, vom Vater früh verlassen, von der Großmutter erzogen“. So ein Lebenslauf ließe „hierzulande“ nur eine Chance zu – „mildernde Umstände vor einem Strafgericht“. Aber, natürlich, sie hat's geschafft. Arabella ist Talkmasterin geworden und schwätzt seit Anfang Juni täglich auf Pro 7 gegen die Einschaltquoten von Ilona Christen und Hans Meiser an.

Der Erfolg ist mäßig – nur sechs Prozent Marktanteil bisher gegenüber den 35 Prozent der Konkurrenz. Nicht in Grenzen dagegen hält sich die PR-Arbeit für die zeitgeistsprühende Plauder-Show „Arabella“. Die Gazetten überschlagen sich mit bebilderten Beiträgen über „Bella Arabella“. Aber daß die in Wien geborene frühere ORF-Moderatorin schön ist und ihre exotische Hautfarbe herrlich verkaufsfördernd wirkt, ist nicht der einzige Grund für das Interesse der Medien. Dem Münchner Spielfilmsender Pro 7 ist – so scheint es – eine andere Marketingstrategie eingefallen. Nachdem das Etikett „erste farbige Talkmasterin Deutschlands“ nur kurzfristig zog, sei man – Mölln und Solingen ist ja in aller Munde – auf das Thema Rassismus verfallen, meint der schwarze Moderator des ZDF-Morgenmagazins, Cherno Jobatey. Per Fax an alle Redaktionen verkündete Pro 7, Arabella habe häßliche Drohbriefe bekommen. Prompt titelte die Berliner B.Z. „Nazi-Hetze gegen Arabella“, andere Boulevardzeitungen zogen mit eigenen Geschichten nach.

Seinem Ärger über die Werbeware Rassismus machte Cherno Jobatey nun in einem Kommentar des Fernsehmagazin TV-Movie Luft: „Arabella ist nicht die erste und einzige TV-Schwarze, aber die erste, die sich so vermarkten läßt.“ Es passe allerdings – so Jobatey gegenüber der taz – zum Werbeslogan von Pro 7 „Wir bringen Farbe ins Programm“. Alles Quatsch, meint Pro-7-Sprecherin Luca Rochus, „wir wollten mit der Information nur nicht hinterm Berg halten, wie es in anderen Anstalten geschieht.“

Immerhin machte diese Auseinandersetzung zum ersten Mal die Präsenz von schwarzen Deutschen im Fernsehen bewußt. Sie sind nicht zahlreich, aber es gibt sie, die journalistischen Nachfolger von Roberto Blanco und Ron Williams: Cherno Jobatey und Karin Boyd beim ZDF, Charol Campbell und Mola Adebisi bei Viva und Arabella Kiesbauer und die Ansagerin Andrea Kempter bei Pro 7. Glaubt man den Programmverantwortlichen, hat die Hautfarbe bei der Besetzung von ModeratorInnenstellen „nie eine Rolle gespielt“ (Luca Rochus, Pro 7). Entscheidend sei stets journalistische Kompetenz und die natürliche Ausstrahlung gewesen, so Peter Frey, Leiter des ZDF-Morgenmagazins. Fragt sich bloß, warum dann die vielen hier lebenden Ausländer beim Casting nicht zum Zuge kommen.

Daß schwarze ModeratorInnen nur ausgewählt würden, weil sie Exotik vermittelten oder als „schwarze Feigenblätter“ gebraucht würden, um die Fahne der Multi-Kulti-Toleranz hochhalten zu können, ist wohl übertrieben. Daß lediglich „objektive“ Kriterien bei der Auswahl zählten, ist aber mindestens genauso falsch. Wie sagte doch Andrea Kempter treffend: „Sobald man dunkel ist, hübsch ist, perfektes Deutsch spricht und einigermaßen Geld verdient, ist man für die Zuschauer eigentlich weiß.“ Franco Foraci

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