: In Alsterwasser planschen!
■ Schwimmen in Hamburgs Binnengewässer: Umweltsenator hat nichts dagegen / Das Wasser ist trübe, die Qualität aber beachtlich Von Sannah Koch
Alle woll'n dasselbe, schwimmen in der Alster – reimt sich zwar nicht, aber dafür ist es nicht untersagt, das Schwimmen in Hamburgs schönem Binnengewässer. „Für die Alster gilt kein Badeverbot“, betonte Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern bei einer Alsterfahrt pünktlich zu Beginn der angekündigten Schlechtwetterzone. Die Wasserqualität zumindest ist kein Hindernis für den Schwimmspaß. „Ich würde keinen aus dem Wasser holen“, so des Senators Versprechen. Doch offiziell erlaubt wird das Schwimmen in der Alster nicht.
Gute Sauerstoffwerte, eine naturnahe Uferbegrünung, 30 verschiedene Fischsorten und sogar Flußkrebse – da gibt es eigentlich kein Halten mehr für den Sprung ins kühle Naß. Doch ein Badeverbot ist nicht gleich offizielle Erlaubnis. Vor der steht schon die Eurokratie: Denn die erklärt nur solches Wasser zum Badegewässer, das einen Meter Sichttiefe gewährt – und das schafft die Alster leider nur selten. Eine Probe im Rondeel-Teich brachte gestern nur schlappe 57 Zentimeter Blicktiefe; in der Außenalster hingegen hätten gestern selbst die EU-Richtlinien das Schwimmen nicht verhindern können – dort war die weiße Scheibe an der Kette noch in 95 Zentimetern Tiefe zu erkennen.
Die guten Wasserwerte sind laut Vahrenholt das Ergebnis des 1982 beschlossenen Alster-Entlastungskonzepts. Insgesamt eine Milliarde Mark hat der Senat für den Bau unterirdischer Transportsiele und sechs Mischwasser-Rückhaltebecken bereitgestellt. Damit soll das Überlaufen von Sielabwasser in die Alster verhindert werden.
Erste Erfolge weisen die Vahrenholtschen Statistiken nach: Wurde die bakterielle Belastung der Alster 1992 noch an einem Drittel der Sommertage durch Überläufe überschritten, passierte dies 1994 nur noch an sechs Prozent der Tage. Allerdings kam der verschlafene Regengott dem Senator in diesem Sommer dabei kräftig zur Hilfe.
Der sichtbaren Verschmutzung der Alster und ihrer Kanäle will bald ein neuer Verein zuleibe rücken, erzählte Behördenmitarbeiter Peter Schulz erfreut. Nach Art der Fleetenkieker wollen Privatleute dann gemeinsam mit Schülern auf alten Alsterschiffen durch die Kanäle staken und den Müll rausangeln.
Was dem Umweltsenator aber doch zu weit geht: Ein Schwimmbad von der 1,6 Quadratkilometer großen Außeralster abzutrennen, dazu mag er sich nicht durchringen. Die Zerstörung der mühsam sanierten Uferzonen mit Schilf und anderen Wasserpflanzen, der unabwendbare Streit mit den Wassersportvereinen und nicht zuletzt die unschönen Folgewirkungen eines offiziellen Badebetriebs (Pommesbude, Parkplätze), das sei der Badespaß nicht Wert. Sein Tip: Ein Sprung vom Boot oder vom Alsteranleger ins Wasser sei doch auch schön. Übrigens: Wer dabei auf Zander, Rotbarsch oder Hecht stößt, darf den auch gesundheits-unbedenklich in die Pfanne hauen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen