■ Basketball: Virtuose Veitstänze
Berlin (taz) – Abdul Shamsid- Deen tauschte gebremste Handgreiflichkeiten mit Teoman Öztürk. Henning Harnisch giftete mit beeindruckender Ausdauer gegen Jörg Freyer, der seinerseits durch offensives Stänkern und rabaukiges Spiel seine Übermotivation demonstrierte. Christian Welp, der seinem von Natur aus gutmütigen Gesicht gerade durch einen Banditenbart eine gewisse Verwegenheit zu verleihen sucht, ließ Gunter Behnke fortwährend wie eine Flipperkugel an sich abprallen, und am Rande führte Svetislav Pesic virtuose Veitstänze auf. Kein Zweifel, das Gastspiel des bislang ungeschlagenen Meisters Bayer Leverkusen beim ebenfalls ungeschlagenen Berliner Klub Alba, das 79:77 für die Gäste endete, war alles andere als ein gewöhnliches Bundesligamatch.
Zusätzlich angestachelt durch die kürzliche Pokalniederlage in letzter Sekunde gegen Leverkusen an gleicher Stelle, versuchten die Berliner vor fast 4.000 leicht fanatisierten Zuschauern, ihre spielerischen Nachteile durch Bissigkeit und dezente Gemeinheit wettzumachen. Schnell gingen sie in Führung, doch dann fing sich das Team von Dirk Bauermann, fightete zurück und übernahm kurz vor der Halbzeit die Führung. Wenig half es Alba, daß der tobsüchtige Coach Pesic in der Pause minutenlang auf die Schiedsrichter einteufelte und später sogar mit pantomimischen Einlagen demonstrierte, wie umstrittene Aktionen seiner Meinung nach ausgesehen hatten. Die Referees verteilten ihre dubiosen Entscheidungen gleichmäßig auf beide Teams, Leverkusen konnte damit besser umgehen. Hinzu kam eine deutliche Überlegenheit beim Rebound und eine wesentlich höhere Treffsicherheit bei Freiwürfen.
Vier Minuten vor dem Ende, Harnisch und Hupmann waren auf Leverkusener Seite mit fünf Fouls ausgeschieden, führten die Gäste komfortabel mit 79:69, doch fortan gelang ihnen kein einziger Punkt mehr. Aber Albas Schlußspurt blieb vergebens, nicht zuletzt, weil Obradovic und Alibegovic ausgerechnet in der Schlußphase ihre Freiwürfe danebensetzten. Am Ende konnte Nationalspieler Michael Koch ein zufriedenes Fazit einer für Leverkusen erfolgreichen Zeit ziehen: „Wir wollten uns für die Europaliga qualifizieren und in der Bundesliga ungeschlagen bleiben. Beides haben wir geschafft. Jetzt können wir diese Woche genießen.“Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen