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■ Das PortraitDominique Voynet

Dominique Voynet vereinige alle denkbaren Vorteile in ihrer Person, sagen ihre politischen FreundInnen: „Sie ist Frau, Ärztin, jung und Umweltschützerin.“ Seit kurzem ist die 36jährige aus dem ostfranzösischen Département Franche-Comté außerdem Präsidentschaftskandidatin von „Les Verts“, der größten der Grünen Parteien.

An Öko-Themen herrscht in Frankeich kein Mangel: Das Land hat die größte AKW-Dichte der Welt, Autobahnpläne bis ins nächste Jahrtausend und sitzt auf einem wild wuchernden Müllberg. Die Umweltbewegung kommt trotzdem auf keinen grünen Zweig. Ihre internen Spaltungen – meist entlang der Frage: Wer ist rechts, wer links? – haben bis heute neun nationale Organisationen hervorgebracht, deren Mitgliederzahlen zwischen 4.500 bei „Les Verts“ und ein paar Dutzend Leuten rangieren. Bei den Wahlen zum Europaparlament im vergangenen Juni brachten es die getrennt angetretenen „Les Verts“ und „Génération Ecologie“ nicht einmal zusammen auf fünf Prozent.

Als letzte Splittergruppe entstand im September das „Mouvement écologiste indépendant“, gegründet von Antoine Waechter. Er war bei „Les Verts“ ausgetreten, nachdem ihn die als „Linke“ bekannte Voynet und ihre FreundInnen von der Parteispitze verdrängt hatten. Kurz nach seinem Weggang kündigten zwei andere prominente Grüne an, die Präsidentschaftskandidatur des Sozialisten Jacques Delors zu unterstützen. Voynet blieb übrig und erhielt 78 Prozent der Stimmen von „Les Verts“ und der kleineren Organisation „Alternative rouge et verte“ (Arev).

Grüne Präsidentschaftskandidatin in Frankreich Foto: Sipa-Press

Die Mutter von zwei Kindern, von denen eines im Kinderwagen an politischen Veranstaltungen teilnimmt, ist eigentlich eine Gegnerin der Direktwahl in den Elyseé-Palast. Sie kandidiert dennoch, um ihre Themen in die Öffentlichkeit zu bringen: Die gerechte Verteilung von Reichtum und Arbeit, die partizipative Demokratie und der Ausstieg aus der Atomenergie. Über ihr eigenes Abschneiden macht sie sich keine Illusionen. „Mit vier Prozent der Stimmen“, sagt sie, „wäre ich zufrieden.“ Im zweiten Wahlgang will sie eine Stimmabgabe für den Sozialisten empfehlen. Eine Empfehlung, die ihr schwerfallen wird, denn im Gegensatz zur Sozialistischen Partei ist Voynet gegen die Maastrichter Verträge und das Gatt-Abkommen. Und das westliche Eingreifen im Golfkrieg nimmt sie immer noch übel.Dorothea Hahn

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