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Warum es am 24. Dezember weihnachtet„Nur Heiden feiern ihren Geburtstag“

■ Weihnachten - das Fest des unbesiegten Sonnengottes

Die keine chinesische Gemeinde in Bremen hat schon am 10.12. Weihnachten gefeiert. „Weil wir nur da den Raum von der Kreuzgemeinde bekommen haben“, sagt I-Lin Wang. „In der Bibel steht kein Datum“, sagt sie. Klar, daß Christus nicht am 10. „erstanden“ ist. Aber auch nicht am 24.12. Warum wird dieser Tag als Weihnachtstag gefeiert? „Diese Tradition ist im Westen entstanden“, sagt I-Ling Wang.

Der Domprediger Pfarrer Flügger braucht ein paar Erinnerungssekunden, um - mit dieser Frage konfrontiert - Auskunft geben zu können. Die Ostkirche feiert den 6. Januar, in Rom wird erst seit dem 4. Jahrhundert der 25. Dezember als Tag der Geburt Christi angenommen. Dies ist der Tag, an dem der „Sol Invictus“ gefeiert wurde. „Wir haben diesen Feiertag christlich besetzt“, sagt es Pfarrer Flügger deutlich. Es gibt keinerlei Grund für die Annahme, daß der historische Jesus da geboren ist.

In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wurde die Geburt des Jesus überhaupt nicht für erwähnenswert gehalten. Der Kirchenvater Clemens von Alexandria polemisierte noch um ca. 200 n. Chr.: „In der Heiligen Schrift feiern nur Gottlose, Pharao und Herodes, ihren Geburtstag...“

Offenbar wurde da um das Geburtsdatum gestritten: War es November, war es der 6. Januar? Römische Kaiser versuchten gleichzeitig zweimal im 3. Jahrhundert, den 25. Dezember als Feiertag ihres unbesiegten Jupiter-Sonnengottes, Sol Invictus, zu etablieren - und scheiterten.

Erst 70 Jahre später wurde erstmals ganz offiziell am 25. Dezember gefeiert, daß Jesus, das „Licht der Welt“ aus dem Lukas-Evangelium, dasselbe erblickte. Daß sich die Sonnengott- Feier im Volke inzwischen durchgesetzt hatte, ist möglich - aber nicht überliefert. „Der heidnische Feiertag wurde sozusagen getauft“, formuliert der Sprecher der katholiken in Bremen, Wilhelm Tacke, den Vorgang.

Das wäre der 25. Dezember. Keine Kirchengeschichte erklärt aber, warum heute der 24. gefeiert wird. Dies bürgert sich erst im 20. Jahrhundert ein, seitdem sich das Lichtgott-Fest weitgehend auf die „Bescherungsorgie“ reduziert, sagt Tacke mit ungnädigem Unterton. Und die findet traditionell am Vorabend des Weihnachtstages statt ... K.W.

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