■ In China werden die Friedhöfe knapp: Todes-Kultur-Revolution
Amsterdam/Peking (taz) – In China drängen sich die Milliarden Menschen nicht nur im Diesseits, auch im Jenseits wird der Platz knapp. Nach einem Bericht der in Amsterdam erscheinenden Zeitschrift Doodgewoon, der weltweit ersten Zeitschrift über den Tod, gehen im „Reich der Mitte“ jährlich 6.670 Hektar Ackerland an die Landwirtschaft verloren. Und das, obwohl in China sowieso nur auf zehn Prozent des gesamten Bodens Nahrungsmittel angebaut werden können.
Weil immer mehr Tote den Platz von den Lebenden nehmen, wünscht sich die China Daily Business Weekly eine neue „Todes- Kultur-Revolution“. Eine US- Firma soll dafür einen ersten Ansatz liefern. Die Amerikaner wurden beauftragt, eine 18 Stockwerke hohe Pagode zu bauen, die Platz für insgesamt 80.000 Urnen haben soll. Daneben sollen zwei Hallen entstehen, die für buddhistische Begräbniszeremonien geeignet sind. Die Idee ist so angelegt, daß später in ganz China Tausende Todes-Pagoden blühen können.
Schwierig dürfte es nur sein, die Chinesen vom Verbrennen ihrer toten Angehörigen zu überzeugen. Das probiert die Regierung schon lange, aber von den sieben Millionen jährlich sterbenden Chinesen werden 4,7 Millionen ganz normal begraben. Vor allem wird befürchtet, daß die Landbevölkerung nicht so schnell vom Einäschern zu überzeugen ist. Das geht gegen die Tradition der Vorfahrenverehrung, obendrein kann ein komplettes buddhistisches Zeremoniell schon mal ein kleines Vermögen kosten. Um den Überlebenden mit einem guten Kapitalstock für das Jenseits auszustatten, werden Unmengen von Papiergeld verbrannt. Das summiert sich in China schnell zu einer Summe von 360.000 Millionen Mark. Falk Madeja
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