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Stalinismus entzweit die Partei

■ Ein PDS-Parteitag der unterdrückten Richtungsstreitigkeiten und des Personalgekungels: André Brie fiel bei Wahl zum Bundesgeschäftsführer durch / Duell Gysi gegen Wagenknecht verspätet

Berlin (taz) – Gestern nachmittag handelten sich der frisch wiedergewählte Parteivorsitzende der PDS, Lothar Bisky, und PDS-Bundestagsgruppenchef Gregor Gysi eine herbe Schlappe ein. Ihr Favorit für das Amt des Bundesgeschäftsführers, André Brie, fiel durch. Die Delegierten votierten mit 53 Prozent der Stimmen für den bisherigen Amtsinhaber Martin Harnack. Brie gilt als Chefideologe der Partei. Der 44jährige scheiterte weniger daran, daß er seine 19 Jahre währende Stasi-Zuträgerschaft einräumen mußte, sondern eher an seiner deutlichen Stellungnahme gegen eine Vorstandskandidatur der Sprecherin der Kommunistischen Plattform in der PDS, Sahra Wagenknecht.

Es war ein Parteitag der unterdrückten Richtungsstreitigkeiten. Nur mit Mühe brachte die Parteispitze einen Initiativantrag durch, in dem der endgültigte Bruch mit „stalinistischen und poststalinistischen“ Positionen festgeklopft wird. Bisky und Gysi hatten im Vorfeld des Parteitages gedroht, im Fall einer Ablehnung für den Vorstand nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Lothar Bisky wurde am Samstag abend mit 83 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Bei der anschließenden Wahl zu seinem männlichen Stellvertreter fiel gestern im ersten Wahlgang der bisherige Parteivize Wolfgang Gehrcke durch. Mit 49 Prozent scheiterte er knapp an der erforderlichen Mehrheit. Ein zweiter Wahlgang wurde damit für den späten Nachmittag notwendig.

Und auch der ganz dicke Knatsch ließ auf sich warten: Das Duell Gregor Gysi gegen Sahra Wagenknecht. Ein zuerst angenommener, dann revidierter Antrag der Kommunistischen Plattform (KPF) wirbelte zunächst die dreitägige Tagesordnung gründlich durcheinander. Die KPF versuchte, eine Unvereinbarkeit der PDS mit antikommunistischen Positionen festzuschreiben – wohl wissend, daß dies das Ende etwa der Mitarbeit des Schriftstellers Gerhard Zwerenz bei der PDS nach sich ziehen würde. Wagenknecht erklärte anläßlich ihrer Kandidatur, ihr würden „Positionen unterstellt“. Sie verurteile ausdrücklich die Verbrechen in der Sowjetunion unter Stalin. Allerdings ließen sich drei Jahrzehnte in diesem Land nicht „auf Menschenrechtsverletzungen reduzieren“. Gysi hatte angekündigt, bei einer Wahl Wagenknechts nicht für den Vorstand zu kandidieren. Die Vorstandswahlen dauerten bei Redaktionsschluß noch an. Wolfgang Gast Seite 3

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