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■ Heckelmann und die VietnamesenSippenhaft

Der Polizeipräsident weiß noch von gar nichts. Er hetzt die Journaille in die Wüste von Biesdorf, um ihr dort die Vermutung mitzuteilen, daß die fünf ermordeten Vietnamesen von Marzahn aus dem Umkreis der Zigarettenhändler stammten. Sein Innensenator aber weiß schon alles. Erstens deute „alles“ darauf hin, daß die Täter zur Zigarettenmafia gehörten. Zweitens sei die „sehr hohe Gewaltbereitschaft“ von Vietnamesen bemerkenswert. Drittens hätten „unsere Bürger ein Anrecht“ darauf, „ohne Angst in ihrer Stadt sicher leben zu können“. Viertens müsse deshalb Bonn rasch ein Abkommen mit Hanoi schließen, damit illegale und straffällige Vietnamesen schnell abgeschoben werden können.

Dieter Heckelmanns Argumentation ist infam: Erstens verbieten sich voreilige politische Schlußfolgerungen vor dem ungeklärten Hintergrund der Bluttat. Zweitens ist die Gewaltbereitschaft von Vietnamesen genauso hoch oder niedrig wie die von Deutschen oder Grönländern. Zollfahndern scheint die hier notwendige Differenzierung geläufiger als dem Innensenator: Die Mafia neige zur Gewalt, sagen sie, und ihre höchstrangigen Angehörigen seien zumeist eigens aus ihrer Heimat angereist, um hier schnell Geld zu machen. Ehemalige Vertragsarbeiter hingegen bildeten nur das letzte Glied als Straßenverkäufer (wozu sie auch durch die von Heckelmann & Co formulierten aufenthaltsrechtlichen Barrieren getrieben wurden, möchte man hinzufügen). Drittens ist nicht die Sicherheit der Deutschen bedroht, sondern die der von Mafiagewalt und Abschiebung gleich doppelt bedrohten Vietnamesen. Viertens ist es Sippenhaft, wenn eine ganze Volksgruppe für die Morde von einzelnen verantwortlich gemacht wird. Ute Scheub

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