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Sokrates macht mobil

■ Die EU organisiert ihre Austauschprogramme neu, aber für Studis ändert sich wenig / "Erasmus"-Vereinbarungen bleiben bestehen

In der Fremde zu studieren, erweitert den Horizont. Um die Zahl der StudentInnen zu heben, die es tatsächlich tun, beschloß der Rat der Europäischen Gemeinschaft 1987 das Erasmus-Programm. Es soll Studierenden erleichtern, einen Teil des Studiums im EU-Ausland zu verbringen.

Wesentliches Fördermittel sind die „Mobilitätsstipendien“, mit denen die Kosten aufgefangen werden sollen, die gegenüber dem normalen Aufwand im Heimatland zusätzlich entstehen. Ein Jahr Studium muß in jedem Fall verstrichen sein, damit drei bis zwölf Monate im Ausland von Erasmus gefördert werden. „Wieviel Geld es genau gibt, hängt von der Ausnutzungsquote ab“, erläutert Irmgard Ahrens vom EU-Referat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Bonn. Auch die Förderung durch Bafög entscheidet mit darüber, wie hoch der Erasmus-Zuschuß ausfällt, der sich zwischen 100 und 550 Mark bewegt.

Sprachkurse und Hilfe bei der Unterbringung werden von der Erasmus-Organisation ebenfalls angeboten. Grundkenntnisse in der Sprache des Gastlandes werden jedoch in jedem Fall dringend empfohlen.

Mit der Förderung soll ein europäisches Hochschulnetz geschaffen werden. Deshalb fließt das Geld nur, wenn zuvor Kooperationen zwischen einzelnen Hochschulen vereinbart wurden. Bewerben kann sich daher nur, wer im Rahmen eines Hochschulkooperationsprogramms an die Partner- Universität gehen möchte. Interessierte müssen sich also an die Erasmus-KoordinatorInnen wenden, die inzwischen an zahlreichen Fachbereichen deutscher Unis arbeiten.

Auch das Lingua-Programm zur Verbesserung der Fremdsprachenausbildung erfordert stets eine Kooperation zwischen Fachbereichen verschiedener Unis. Ähnlich sind auch die Bedingungen, unter denen Studierende gefördert werden. Lingua-Stipendien gibt es, wenn der Auslandsaufenthalt sich in das Studium der betreffenden Sprache einfügt. Neben den Amtssprachen aller EU-Länder gehören auch Gälisch und Lätzebuergisch zu den Sprachen, die mit Lingua-Hilfe gelernt werden können.

Gefördert wird auch die gemeinsame Entwicklung von Lehrplänen an den Hochschulen – oft unverzichtbar, damit die Studierenden den Auslandsaufenthalt formal anrechnen können.

Bis 1994 haben 300.000 StudentInnen an den verschiedenen EG- Programmen teilgenommen. Die Tendenz war dabei stark steigend: 1987 wurden nicht einmal 4.000 Stipendien bewilligt, im letzten Jahr hingegen 137.000.

Der Austausch soll weiterlaufen, jedoch wird die zugehörige Organisation gerade erheblich umgekrempelt. Im Dezember 1994 wurde eine Umstrukturierung der Programme im EU-Ministerrat beschlossen. Dem Zeitgeist entsprechend soll nun gespart werden, so auch in der Verwaltung. Die zahlreichen, mit wohlklingenden Namen versehenen Einzelprogramme der EU wurden dabei zu zwei großen Blöcken verschmolzen. Leonardo wird die Förderung einer EU-weiten Berufsbildung übernehmen.

Unter dem neuen Namen Sokrates finden sich die meisten der alten Hochschulprogramme wieder. Die schon gut eingeführten Einzelnamen wie Erasmus und Lingua bleiben dabei erhalten. „Für die einzelnen Studenten ändert sich nur wenig“, beruhigt Irmgard Ahrens. Die festgesetzte Summe von 850 Millionen ECU – also 1,52 Milliarden Mark – für fünf Jahre bedeutet jedoch, daß das jährlich verwendete Budget für Erasmus und Lingua nicht weiter wachsen kann. Matthias Fink

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