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Von wegen optimal

■ Ein Ärgernis: Radservice der Bahn

Auch in diesem Sommer werden sich viele RadlerInnen über die Deutsche Bahn AG ärgern. Denn optimal ist der Radtransport in den Zügen immer noch nicht. Aber nach Jahren der Ignoranz hat die Bahn das Volk auf zwei Rädern als wichtige Zielgruppe erkannt und sich für den neuen Sommerfahrplan einige kleinere Verbesserungen einfallen lassen. Denn Jahr für Jahr steigt die Zahl derer, die ihr Rad in die Züge packen. Rein rechnerisch war im letzten Jahr die gesamte EinwohnerInnenschaft Hamburgs mit den Fahrrädern in den Zügen der Deutschen Bahn unterwegs. Über 1,5 Millionen Räder wurden 1994 in den Waggons der Bahn transportiert. Mit dem Sommerfahrplan, der ab dem 28.5.95 gilt, erweitert die Bahn die Mitnahmekapazitäten für Fahrräder. Ab Ende Mai können täglich in 575 Zügen (31 Züge mehr als im alten Fahrplan) des Fernverkehrs (InterRegio-, InterCity-, EuroCity, InterCityNight- und D-Züge) 9.305 Fahrräder an den vorgesehenen Stellplätzen mitgenommen werden. Hinzu kommen jeden Tag rund 30.000 Züge im Nahverkehr, in denen die Räder einen Platz finden. Klingt gut, ist aber immer noch nicht genug. So wird im Sommer wieder das Chaos ausbrechen, wenn frustrierte RadlerInnen versuchen, die vollen Züge zu stürmen und alle Regeln und Vorschriften außer Kraft setzen. Auch ein paar kleinere Streckenverbesserungen gibt es. Deutschlands neuer Norden, Meck-Pomm inklusive Rügen, kann nun umsteigefrei samt Rad mit dem InterCity und InterRegio von Berlin, Köln und Frankfurt/Main erreicht werden. Von Hamburg verkehren ab Ende Mai zwei direkte ICs und ein EuroNight nach Passau und von Köln zwei ECs weiter nach Wien, in denen Fahrräder mitgenommen werden können. Apropos Ausland: Auch hier sieht es nun endlich besser aus. Nunmehr können Räder nach Belgien, Dänemark, Holland, Italien, Luxemburg, Österreich, Schweden, Tschechien und Ungarn mit der Bahn transportiert werden. Polen und Frankreich sollen noch hinzukommen. Trotz der kürzlichen Preiserhöhung bleiben die Kosten für die Fahrradkarte noch einigermaßen moderat. Für Fernreisen in Deutschland sind einheitlich 9 Mark zu zahlen, im internationalen Verkehr 16 Mark. In den Zügen des Nahverkehrs kostet die Radkarte für Fahrten bis zu 100 Kilometer in den „alten“ Bundesländern 5,40 Mark; in den „neuen“ eine Mark weniger. Ausgesprochen mies sieht es bei der Radverschickung aus. Hier langt die Bahn kräftig hin. Die alte Möglichkeit, das Rad nicht selbst zu verladen, sondern am Schalter als Reisegepäck aufzugeben, hat die Bahn AG gestrichen. Jetzt muß kräftig in die Tasche gegriffen und der Haus-zu- Haus-Servive geordert werden. Und der kostet! Das Vehikel gilt als „Sondergepäck“ und schlägt pro Rad und Strecke mit stolzen 46 Mark zu Buche. Für die vorgeschriebene Verpackung muß noch zusätzlich gelöhnt werden. Die Radverhüllung ist so teuer, als würde sie von Christo stammen: 50 Mark bei Kauf, 10 Mark bei Miete. Rudi Radler

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