: Keine Sause ohne Krause
Der Ex-Verkehrsminister ist zum CDU-Kreisvorsitzenden in Rostock gewählt / Intrigiert sich der Mann noch weiter nach oben? / Nächste Affäre winkt: Bank erwirkt Pfändungsbeschluß ■ Von Christoph Seils
Berlin (taz) – „Affären-Krause“ ist wieder da! Zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Bundesverkehrsminister und Landesvorsitzender der CDU in Mecklenburg- Vorpommern bastelt Günther Krause an seinem politischen Comeback. Der CDU-Kreisparteitag in Rostock wählte den Ex- Minister jetzt zum neuen Kreisvorsitzenden. Und pünkltich zum politischen Comeback winkt auch eine neue Affäre: Die bayrische Landesbank erwirkte einen Pfändungsbeschluß gegen Krause. Es soll sich um Millionenschulden im Zusammenhang mit den Bau- und Immobilienunternehmen des Stehaufmännchens handeln.
Um Krauses Wiedereinstieg in die Politik zu verhindern, hatten seine Gegner extra Mecklenburg- Vorpommerns Innenminister Rudi Geil aufgeboten. Vergeblich. Mit 72 gegen 30 Stimmen setzte sich der 42jährige Krause in einer Kampfabstimmung deutlich gegen den aus Rheinland-Pfalz stammenden Rudi Geil durch. Wessis haben im Osten derzeit keinen guten Stand, aber darüber hinaus hadern die Christdemokraten in der Hansestadt seit langem mit ihren Parteifreunden aus der Landeshauptstadt Schwerin. Von denen fühlen sie sich permanent übergangen und benachteiligt.
Bei seinem Versuch, Oberbürgermeister von Rostock zu werden, war Günther Krause trotz des Versprechens, mit seinen „guten Kontakten“ zur Wirtschaft „Großunternehmen in die Hansestadt zu holen“, vor drei Wochen noch deutlich gescheitert. Aber jetzt soll er als „starker Mann“ die Rostocker CDU aus dem Stimmungstief führen. „Rostock soll das Hamburg der Ostsee werden“, hat er vollmundig versprochen.
Zuvor jedoch könnte er im Landesverband für Unruhe sorgen. Zwar gratulierte die Landesvorsitzende Angela Merkel dem frisch Gekürten, das gehört sich schließlich. Doch an der Spitze der Landes-CDU sind die Sorgen groß, der Ex-Vorsitzende könnte sich mit einem Amt an der Basis nicht zufriedengeben. Am 10. Juni wählt die CDU auf einem Landesparteitag einen neuen Landesvorstand, und in seiner Partei hat sich Krause inzwischen als Kritiker des Ministerpräsidenten Berndt Seite profiliert und gilt als geübter Intrigant gegen die Parteiführung.
1992 zum Beispiel soll er Stasi- Gerüchte gegen den Ministerpräsidenten Berndt Seite gestreut haben, um einen seiner Vertrauten zu dessen Nachfolger machen zu können. Zu Gerüchten, er wolle sich um einen Posten im Landesvorstand bewerben, hat sich Krause allerdings bislang nicht geäußert. Aus der ersten Reihe in Bonn mußte Krause 1993 nach einer „Raststätten“- und „Putzfrauen“- Affäre abtreten.
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