: Korken kriegen eigenen Eimer
■ Flaschenstöpsel werden recycelt / Korkeichen gefährdet
Wer die Korken knallen läßt, sollte sie auch angemessen entsorgen. Ein separater Abfalleimer darf es dann schon sein. Denn ist dieser Eimer dann gefüllt mit Flaschenstöpseln, nehmen acht Recyclingstellen in Berlin die Korken entgegen.
Auf den sechs Recyclinghöfen der BSR wurden bis Anfang Mai drei Kubikmeter Korken abgegeben, das entspricht ungefähr 150.000 Sekt- und Weinflaschenverschlüssen. „Es ist ein bescheidener Rücklauf“, sagt Thomas Hartmann vom Umweltamt Tiergarten, der Initiator der städtischen Sammelstellen. Der Grund für die geringe Resonanz ist, daß Weinstuben, Hotels und Restaurants, wo Flaschen in großen Mengen entkorkt werden, sich nicht genügend beteiligen. „Und natürlich ist es auch ein Informationsproblem. Die BSR tut nichts dafür, daß die Aktion bekannt wird“, klagt Hartmann. Für „Klein-Entkorker“ fordert der Umweltmann eine Rückgabemöglichkeit in dem Geschäft, in dem sie die Flasche Sekt, Wein oder Cidre gekauft haben. Der Grund für diese neue Sammelei: Korken sind schwer zu entsorgen. „Kork verrottet nicht und verbrennt nur sehr langsam“, erklärt Thomas Hartmann. Und außerdem ist das Naturprodukt viel zu wertvoll und rar, um es mit den geleerten Flaschen wegzuschmeißen. Kork ist nämlich ein guter Wärmespeicher, frei von Schadstoffen, und hat eine hohe Trittschalldämmung. Er eignet sich hervorragend als Dämmaterial oder Fußbodenbelag, auch Schuhsohlen, Dichtungen aller Art, Papier und Polstermaterial kann ein Ökoproduzent aus diesem Rohstoff herstellen.
Gewonnen wird dieser Rohstoff aus der Rinde der Korkeiche, die in den westlichen Mittelmeerländern wächst. Doch wie lange die Korkeichen noch wachsen, ist nicht klar: Laut Waldzustandsbericht der Europäischen Union von 1992 ist sie die am stärksten geschädigte Laubholzart. Die bisher angenommene Ursache ist – wie immer – Übernutzung durch den Menschen.
Alle in Berlin gesammelten Korken werden von Behinderte in einem Epilepsiezentrum in Kork bei Kehl in Baden-Württemberg mithilfe einer Granuliermaschine zu kleinen Kügelchen zerhackt. (Daß der Ort Kork heißt, ist keine werbewirksame Dorfbenennung, sondern „Kork“ ist das altbadische Wort für Kirche.) So rund und verkleinert kann die Baumrinde als Dämmstoff an Hauswänden und Dächern verwendet werden. Nina Kaden
Sammelstellen für Korken:
Charlottenburg: Haus der Kirche, Goethestraße 26-30 (Frau Mäusnest), BSR-Recyclinghöfe Ilsenburger Straße 29-30 (Mo.-Fr. 7-19 Uhr, Sa. 7-17 Uhr) und Niebuhrstraße 20 (Mo.-Fr. 6-13.30 Uhr)
Schöneberg: BSR-Recyclinghöfe Monumentenstraße 14 (Mo.-Fr. 6-14 Uhr), Naumannstraße 88-92 (Mo.-Fr. 6-19 Uhr, Sa. 6.30-14.30 Uhr) und Winterfeldtstraße 61-63 (Mo.-Fr. 6-14 Uhr)
Mitte: BSR-Recyclinghof Holzmarktstraße 22-25 (Mo.-Fr. 8-18.30 Uhr)
Moabit: Haus der Gesundheit, Turmstraße 22 (Mo.-Fr. 7-18 Uhr)
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