: Die phantastische Zeit des Axel Nawrocki
■ Der frühere Olympiamanager Axel Nawrocki vor dem Olympia- Untersuchungsausschuß / Kleine Fehler, aber sonst war alles in Ordnung
Der frühere Geschäftsführer der Olympia-GmbH, Axel Nawrocki, ist kein Mann des Selbstzweifels. Seinen gestrigen Auftritt vor dem Olympia-Untersuchungsausschuß spielte er mit gewohnter Lässigkeit: Großspurig und, wenn es darauf ankam, auch einmal mit einem guten Schuß Vergeßlichkeit. Fehler? Ja, aber keine großen, rühmte er seine zweijährige Tätigkeit an der Spitze der Olympia- GmbH. „Wir hatten“, so sein Fazit, „eine phantastische Zeit.“ Steuergelder seien nicht verschwendet, sondern mit ihnen stets „zweckgerichtet und wirtschaftlich“ gearbeitet worden.
Sicher, Handelsbriefe der GmbH wurden vernichtet. Und in der „Hektik und Eile“ jener Tage habe man auch vergessen, über manchen Geschäftsvorgang einen Bericht anzulegen. Und wenn er gewußt hätte, zu welchen Inszenierungen die von ihm verfügte Vernichtung von 14 Aktenordnern geführt hätte, er hätte sicher anders gehandelt. Sämtliche relevanten Geschäftsvorgänge seien ja rekonstruierbar und nachprüfbar, verteidigte sich Nawrocki. Wirtschaftsprüfer hätten nichts an den Bilanzen der Jahre 1991 bis 1993 auszusetzen gehabt.
Die Mehrheit der Ausschußmitglieder, von denen ohnehin nur den Vertretern von Bündnisgrünen, FDP und PDS an der Aufklärung gelegen scheint, waren mit den Antworten zufrieden. Auf eine Vereidigung Nawrockis wurde verzichtet. Fragen der Abgeordneten Judith Demba (Bündnisgrüne) und Axel Hahn (FDP) nach kleineren und größeren Gefälligkeiten für die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), schien Nawrocki fern jeder Realität. „Wir wollten Stimmen holen, da tun Sie fast alles“.
Daß selbst IOC-Mitglieder ihre eigenen Regeln verletzten – eine venezolanische Vertreterin blieb 1993 bei einem Berlin-Besuch statt drei Tage gleich eine Woche – ließ Nawrocki kalt. Der IOC habe sich nicht beschwert, so habe man eben „weitergemacht“. Auch der Kauf von Eintrittskarten zu Schwarzmarktpreisen vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 fand seine Unterstützung. Die Olympia-GmbH habe ein Interesse gehabt, möglichst viele Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Wirtschaft im Stadion „gut zu plazieren“.
Lobend erwähnte er die enge Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat. Daß dessen damaliger Vorsitzender Eberhard Diepgen (CDU) seine Frau aus Gründen der Sparsamkeit nicht häufiger auf Olympia-Werbereisen mitnahm, sei bedauerlich. Schließlich sei die Begleitung von Damen gewünscht worden: „Da hätten wir ruhig noch mehr machen müssen.“ Wieviel die Olympia-GmbH für Reisekosten ihrer eigenen Mitarbeiter und Gäste ausgab, wußte Nawrocki nicht genau zu beziffern. Die Abgeordnete Demba hatte 1,4 Millionen Mark errechnet. Das sei schon „möglich“, bemerkte Nawrocki trocken. Severin Weiland
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