: Die unsichtbaren Bretter, die die Umwelt bedeuten
■ Der Verkehrsclub Deutschland bietet Theater-Workshops an, die den Umweltschutz fördern sollen / Als Vorbild dient politisches Theater aus Brasilien
Alle wissen, daß Umweltschutz wichtig ist – und tun doch meistens nichts dafür. Die Umweltpolitik der Parteien und Infostände auf den Straßen sprechen kaum jemanden an. Das will Marco Arena, der seit vielen Jahren in Friedens- und Umweltschutzorganisationen aktiv ist, ändern: Gemeinsam mit der Theaterpädagogin Françoise Viser leitet er einen Workshop des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Ziel ihrer Arbeit ist es, durch experimentelle Theatertechniken Menschen für den Umweltschutz zu gewinnen.
„Da das öffentliche Interesse an Umweltpolitik stark nachläßt, arbeiten Verkehrsplaner an einer attraktiveren Gestaltung des Umweltschutzes. Eine Form davon ist das Theater“, erläutert Arena. Dabei wird auf eine aus Südamerika stammende Theatertechnik zurückgegriffen. Sie nennt sich „Theater der Unterdrückten“ und wird in Brasilien von oppositionellen Gruppen genutzt, um politische Mißstände anzuprangern.
Diese Technik unterscheidet sich vom traditionellen Theater vor allem dadurch, daß der Spielort keine feste Bühne ist, sondern die Öffentlichkeit: ein Park, eine U-Bahn oder ein Restaurant. „Alles läuft darauf hinaus, die Trennung zwischen Zuschauern und Schauspielern aufzuheben“, erklärt Françoise Viser.
Das „Theater der Unterdrückten“ kann in verschiedenen Formen inszeniert werden: Beim „unsichtbaren Theater“ stellen die Schauspieler, ohne sich zu erkennen zu geben, eine Situation nach. Viser: „Durch überspitztes Darstellen der Handlung stößt man bei Passanten auf Widerspruch und Interesse.“ Auf diese Weise könnten Diskussionen mit Leuten ausgelöst werden, die sonst vorbeigingen. Beim „Forumtheater“ wird den Zuschauern erklärt, was gespielt wird. Nach dem ersten Durchlauf wird das Stück jedoch nochmals aufgeführt, und sie haben die Möglichkeit, selbst in die Handlung einzugreifen. „Die Leute rufen einfach Stop! und führen die Handlung nach eigenen Vorstellungen weiter“, beschreibt Arena den Ablauf.
Die Theatermacher wollen vor allem nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen: „Wir wollen Politik mit anderen Mitteln machen“, erzählt Arena, „dazu gehört vor allem viel Spaß.“ Susanne Weiß
Nähere Informationen: Telefon 6079233. Der nächste Workshop findet am 11. bis 13. August statt. Thema: „Und ewig rollen die Autos auf den Straßen von Berlin.“
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